Man kennt das Phänomen: Alle sind für saubere Energie, aber sobald ein Windpark gebaut werden soll, erhebt sich ein Sturm der Entrüstung, und zahllose Bürgerinitiativen versuchen, das Projekt zu Fall zu bringen.
So kommt es, dass sich zum Beispiel in Salzburg noch kein einziges Windrad dreht. Besonders erprobt im Protest gegen Windkraft ist der Lungau: Ein bekämpfter Windpark in der Gemeinde Weißpriach führte 2019 zu einer Abstimmung aller Bürgermeister des Bezirks. Man sprach sich für mindestens zehn Jahre gegen die Verbauung weitgehend unberührter Berglandschaft aus.
Doch mit der aktuellen Energieunsicherheit dreht sich langsam die Stimmung. In Salzburg wurden gerade elf geeignete Standorte für in Summe 65 Windräder definiert. Landesrat Josef Schwaiger: „Um den Ausstieg aus Öl und Gas zu schaffen, müssen wir für jedes Projekt dankbar sein.“
In Niederösterreich gibt es bereits riesige Windparks, aber gegen weitere Projekte regt sich Widerstand von Bürgerinitiativen, die jede Menge öffentlichen Wirbel verursachen. Aber verfälscht das das Bild? Wie ist die Stimmung in der Bevölkerung tatsächlich?
Das OGM-Institut hat im Auftrag des KURIER knapp 1.000 Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher befragt. Das Ergebnis ist ganz anders, als es die vielen Protestgruppen suggerieren.
Eine absolute Mehrheit von 51 Prozent sagt, dass „Niederösterreich zum Erreichen der Energiewende weitere Windparks bauen soll“.
Dem Statement „Ich bin für neue Windräder, aber nicht dort, wo ich wohne“ stimmen nur 16 Prozent zu.
Blaue Ausreißer
Gänzlich gegen neue Windräder sind 13 Prozent der Niederösterreicher, 14 Prozent ist das Thema egal.
Nach Parteipräferenzen ist die Haltung gegenüber neuen Windparks recht unterschiedlich. Die ÖVP-Klientel bewegt sich ziemlich im Durchschnitt der Gesamtbevölkerung, steht also neuen Windparks überwiegend positiv gegenüber. Die Anhänger der SPÖ sind zu 84 Prozent für neue Windparks, die der Grünen und der Neos zu 75 Prozent.
Ausreißer in die andere Richtung sind freiheitliche Wähler. Da gibt es nur 32 Prozent Befürworter, aber 25 Prozent Gegner neuer Windparks. Interessant auch die Altersgruppen: Unter 30-Jährige und Pensionisten sind mit jeweils rund 60 Prozent die größten Fans von Windkraft.
„Angesichts des Krieges dürfte auch der Wunsch nach Versorgungssicherheit eine Rolle spielen“, meint OGM-Chef Wolfgang Bachmayer.
Kommentare