130 Jahre Tag der Arbeit: Nicht die erste bittere Maifeier

Ausgerechnet zum 130. Jubiläum wird der Tag der Arbeit ganz ohne Aufmarsch stattfinden
Es wird heute ruhig bleiben auf der Ringstraße. Die Kundgebung zum 1. Mai wurde wegen Corona abgesagt. Das gab es in dieser Form noch nie.

 Der 1. Mai 1966 war ein Tag, an dem der SPÖ gar nicht zum Feiern zumute war. Zwei Monate zuvor hatte der sozialistische Innenminister Hans Czettel das Ergebnis der Nationalratswahl verkündet: Mit 48,35 Prozent hatte die ÖVP die absolute Mehrheit. Nicht an Stimmen, aber an Mandaten. Die SPÖ ging in Opposition.

Die Maifeiern im Frühjahr 1966 waren von trotzigem Selbstbewusstsein geprägt: Dicht aneinanderdrängten sich die Menschen auf dem Rathausplatz, auf den mitgebrachten Schildern waren Angriffsparolen zu lesen: „Opposition ist keine Endstation.“ Kurz zuvor hatte der nunmehrige oppositionelle Abgeordnete Bruno Kreisky in einer Parlamentsrede den politischen Mitbewerber wissen lassen: „Bei Philippi sehen wir uns wieder.“

Manche (politischen) Ereignisse scheinen in der Endlosschleife festzuhängen. In regelmäßigen Abständen tauchen sie wieder auf. Etwa die Analyse, dass die SPÖ die Jungen nicht mehr interessiere. Dass die Große Koalition erstarrt sei. Und dass die ÖVP die FPÖ als Mehrheitsbeschaffer verwenden könnte. Das alles hat man 1966 gehört. Und ja, den Philippi-Sager hörte man erst unlängst wieder.

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