Rudolf Hundstorfer: Ein Gewerkschafter durch und durch

Rudi Hundstorfer beim 1.-Mai-Aufmarsch der SPÖ im Jahr 2006
Der spätere Sozialminister und Präsidentschafts-Kandidat startete seine Karriere bereits mit 16 Jahren.

Mit Rudolf Hundstorfer verliert die Sozialdemokratie einen einen über alle Parteigrenzen hinweg beliebten und geschätzten Gewerkschafter, Sozialpolitiker und Vertreter der klassischen Sozialpartnerschaft.

Am 19. September 1951 in Wien geboren, beginnt Hundstorfer 1966 eine Lehre als Bürokaufmann beim Wiener Magistrat. Bereits ein Jahr später wird er mit 16 Jahren zur Jugendvertrauensperson des Magistrats und engagiert sich im weiteren Verlauf ab den siebziger Jahren Schritt zunehmend in der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten (GdG).

Vollzeit-Gewerkschafter

Parallel arbeitet „der schöne Rudi“, wie er zu dieser Zeit in der Gewerkschaft genannt wird, auch an seiner Weiterbildung: Bereits ab 1971 besucht er das Bundesgymnasium für Berufstätige, an dem er 1976 auch die Externistenmatura ablegt. Ab demselben Jahr widmet sich Hundstorfer als freigestellter Personalvertreter auch exklusiv Gewerkschaftsagenden.

Dieses Engagement zahlt sich aus, 1987 wird Hundstorfer Leitender Referent der GdG und bleibt es elf Jahre lang – bis er 1998 Landesvorsitzender wird. Gleichzeitig zieht er 1990 im Alter von 39 Jahren für die SPÖ erstmals in den Wiener Gemeinderat ein, dem er bis 2007 angehören sollte; ab 1995 auch als dessen Präsident.

2003 folgt der nächste Karriereschritt: Rudolf Hundstorfer wird Vorsitzender der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten sowie Vizepräsident des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (ÖGB).

2006 brach dann der Bawag-Skandal über die Gewerkschaft herein. An sich eine Katastrophe für die Bewegung, erwies er sich als Glücksfall für Hundstorfer: Er übernahm den ÖGB vom desavouierten Langzeit-Präsidenten Fritz Verzetnitsch, setzte auf demonstrative Einsicht und Bescheidenheit und führte die Gewerkschaft damit wieder in ruhigeres Fahrwasser.

Vom ÖGB ins Sozialministerium

Eine Leistung, die nicht unbemerkt blieb, und so wurde der ÖGB-Retter von Werner Faymann im Herbst 2008 zum Minister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz berufen. Hundstorfer, ganz Sozialpartner und Pragmatiker, fiel in seiner Regierungszeit vor allem durch seine Konsensbereitschaft auf. Kritiker warfen ihm vor, nicht eben von übertriebenem Reformeifer geprägt zu sein.

Rudolf Hundstorfer: Ein Gewerkschafter durch und durch

Werner Faymann holte Hundstorfer in die Bundesregierung

Dennoch stehen auf seiner ministeriellen Habenseite eine Pensionsreform inklusive der Einführung des Pensionskontos, die Einführung der Mindestsicherung sowie die Einführung des Pflegefonds. Außerdem ist es Hundstorfer anzurechnen, die Arbeitslosenzahl mir Kurzarbeitsprogrammen selbst während des Höhepunkts der Wirtschaftskrise unter Kontrolle zu halten.

Erfolglose Präsidentschafts-Kandidatur

2016 entschied sich Hundstorfer, zuvor auch als Personalreserve für Wiener Rathaus sowie Bundeskanzleramt gehandelt, bei der Bundespräsidentschaftswahl um die Nachfolge von Heinz Fischer zu kämpfen und übergab darum sein Ministeramt an Alois Stöger.

Rudolf Hundstorfer: Ein Gewerkschafter durch und durch

Erst vergangene Woche eröffnete Hundstorfer ein Obdachlosenheim in Wien

Der Wahlkampf lief für den leutseligen Hundstorfer jedoch alles andere als nach Wunsch und mit gerade einmal 11,3 Prozent verpasste er den Einzug in die Stichwahl deutlich. Er wurde nur Vierter.

Für Hundstorfer freilich kein Grund, sich aus dem Funktionärsleben zurückzuziehen: Im Herbst 2016 wurde er Präsident der Bundessportorganisation, im Mai 2018 Vorsitzender der Volkshilfe Wien.

Hundstorfer hinterlässt eine Frau, eine Tochter, zwei Stiefkinder sowie den geliebten Hund Ivo.

Rudolf Hundstorfer ist tot

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