Frank Stronach im Experten-Check

Frank Stronach im Experten-Check
Frank Stronach: Wie kommt der Milliardär mit seinem EU-Bashing an? Wäre Top-Manager Siegfried Wolf ein guter Spitzenkandidat? Experten geben Antworten.

Frank Stronach möchte die Politik aufmischen. Wie es der austro-kanadische Milliardär anlegen wird, zeigte sich unter anderem Dienstagabend bei einem TV-Auftritt. „Ich möchte den Österreichern die Wahrheit erzählen", sagte Stronach in der ZiB2. Von dieser Mission, seine Wahrheit zu erzählen, lässt er sich nicht leicht abbringen. Moderatorin Lou Lorenz-Dittelbacher hatte Mühe, zu Wort zu kommen. Stronach wetterte gegen den Euro-Rettungsschirm ESM, wollte nicht als Wutbürger tituliert werden – und schimpfte die Wirtschaftsforscher „Bulls without balls" (frei übersetzt: Stiere ohne Eier).

Welche Linie verfolgt Stronach? Wie kommen seine polternden Auftritte an? Mit welchen Kandidaten könnte er reüssieren? Für Stronach wäre ja Ex-Magna-Europa-Chef Siegfried Wolf ein „sehr guter Bundeskanzler". Was sagen Experten?

„Vom Stil und von der Sprache her positioniert sich Stronach eindeutig als Konkurrenz zur FPÖ", sagt Politik-Berater Thomas Hofer. Viele Bürger würden den ESM kritisch sehen. Das Problem sei aber: Die FPÖ ist in ihrer Anti-EU-Haltung „der Schmied" – und Stronach „der Schmiedl".

"Auffallen um jeden Preis"

Hofer glaubt, der Magnat hätte mehr Chancen gehabt, wenn er sich als liberaler Wirtschaftskapitän präsentiert hätte, der Reformen vorantreiben möchte. Es bleibe aber abzuwarten, ob der Ex-Konzern-Chef seine Anti-EU-Linie beibehält.

Politologe Peter Filzmaier sieht „eine Summe voller Widersprüchlichkeiten". Die Forderung Stronachs, den Euro abzuschaffen und den Schilling wieder einzuführen, hält der Experte „nicht für schädlich". Ältere Wähler mit positiven Schilling-Erinnerungen seien in der Mehrheit. Auch viele Angestellte in der Privatwirtschaft würden sich nicht gut vertreten fühlen. Potenzial: 1,2 Millionen Wähler. Wie beurteilen die Experten Stronachs TV-Auftritt?

„Von der Botschaft trifft er sicher auf eine gewisse Resonanz, aber vom Stil her war er zu aggressiv", sagt Hofer. Filzmaier empfand Stronach als „stark polarisierend". Das sei für eine Kleinpartei aber durchaus sinnvoll. 20 Prozent der Wähler würden sich nach einer neuen Partei sehnen, bringe Stronach tatsächlich eine an den Start, laute das Motto: „Sie muss auffallen – um jeden Preis."

 

Die Kandidaten

Bleibt die Frage, wer gemeinsam mit Stronach um jeden Preis auffallen will. Noch ist er auf Kandidatensuche. „Mit seiner aggressiven Kommunikation hat er Hürden für Leute aufgebaut, die herzeigbar sind", meint Hofer. Wäre Top-Manager Siegfried Wolf eine gute Wahl? „Er ist nicht ideal", meint Filzmaier, Stronach brauche einen Promi oder Quereinsteiger, etwa aus der Medienbranche, jedenfalls keinen Spitzenmanager. „Mit Hermann Maier würde Stronach besser fahren als mit Siegfried Wolf."

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