EU will Piraten nun auch an Land jagen

EU will Piraten nun auch an Land jagen
Horn von Afrika: Die EU will die Piratenjagd vom Wasser auf das somalische Festland erweitern. Experten warnen vor Risiken dieser Strategie.

Einen letzten Funkspruch konnte der Kapitän des italienischen Tankers „Enrico Ievoli“ noch absetzen: „Die Piraten sind an Bord, aber uns geht es gut“, zitiert die Reederei Agostino Musumeci. Seither gibt es keine Nachricht mehr von ihm und den 18 Besatzungsmitgliedern, die samt Schiff diese Woche vor der Küste des Oman offenbar von somalischen Freibeutern entführt wurden.

Und dies trotz internationaler Militärpräsenz, die genau das verhindern soll. Deswegen will die EU ihre Aktivitäten am Horn von Afrika intensivieren. Laut einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sollen die Piraten nun auch an Land gejagt werden. So soll dort gelagertes Material, das den Kriminellen dienlich sein könnte, zerstört werden.

Von Kriegsschiffen sollen Hubschrauber aufsteigen und entsprechende Depots, aber auch Piratenboote ins Visier nehmen. Für diese neue Strategie schickt Deutschland im Frühjahr den Einsatztruppenversorger „Berlin“ in die Region. Das Schiff ist größer als die derzeit dort kreuzende Fregatte, schlagkräftigere Helikopter mit deutlich größerer Reichweite können von der „Berlin“ aus operieren.

Bodeneinsatz notwendig?

Manche Experten befürchten, dass damit die Situation aus dem Ruder laufen könnte und eine Eskalation droht. Denn allein aus der Luft ließe sich dieser Job nicht erledigen, warnt etwa die verteidigungspolitische Sprecherin der deutschen Liberalen, Elke Hoff, Aufklärung auf dem Boden sei ebenfalls nötig. Und das würde die EU direkt in die internen Konflikte Somalias involvieren.

Die EU-Operation „Atalanta“, angelehnt an die namensgleiche jungfräuliche Jägerin der griechischen Mythologie, startete Ende des Jahres 2008. Und obwohl auch amerikanische, russische, chinesische oder indische Kriegsschiffe eine freie Fahrt von Passagier- und Frachtschiffen, die auch Hilfe für die Not leidende somalische Bevölkerung bringen, sichern sollen, werden pro Jahr nach wie 170 Schiffe attackiert, auch heuer.

Je nach Schätzung befinden sich derzeit sieben bis 45 Schiffe in der Hand der Piraten – und 200 bis 440 Geiseln. Wobei die Seeräuber aufgrund der geografischen Lage leichtes Spiel haben: Allein die Küste Somalias erstreckt sich auf 3025 Kilometer, 800 davon gelten als Hardcore-Piratenzone

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