„Eine Menge Hindernisse und Schikanen in Österreich“
Cahit Nakiboğlu ist türkischer Unternehmer und Vorsitzender der Industriellenvereinigung von Gaziantep, einer modernen und entwickelten Provinzmetropole in Südost-Anatolien. Er beschäftigt rund 3500 Mitarbeiter. Die Firma erzeugt Verpackungsmaterial und exportiert es in die ganze Welt. Umsatz 2011: mehr als einer Milliarde US-Dollar ( 760 Mio. € ).
Mit Österreich hatte er bisher "sehr gute Geschäftsverbindungen", zuletzt kaufte er eine teure Verpackungsmaschine um zehn Millionen Euro. Künftig will er seine Maschinen woanders bestellen. "Es gibt eine Menge Hindernisse und Schikanen in Österreich". Es sind die restriktiven Visa-Bestimmungen für Türken in den Schengen-Ländern. "Ich möchte von Österreich nicht mehr so behandelt werden", betonte er gegenüber dem KURIER.
Diskriminierung
Den letzten Vorfall hat er noch gut in Erinnerung. Für die Einschulung auf die Maschine hätte sein Techniker ein Visum für vierzig Tage gebraucht, bekommen hat er ein Visum für nur 20 Tage.
Türkische Unternehmen empfinden das Visa-Regime als Diskriminierung, weil sie für ein Visum das Rückflug ticket, Hotelreservierung und genügend Bargeld nachweisen müssen. "Glauben österreichische Stellen wirklich, dass ich mir kein Hotel und kein Ticket leisten kann oder über nicht genügend Bargeld verfüge?", fragt Nakiboğlu. Mit dieser Visa-Politik der EU befürchtet er wirtschaftliche Nachteile, auch für Österreich. "Dabei rennen mir europäische Unternehmer die Türe ein, ihre Betriebe aufzukaufen, deutsche, spanische und italienische Ingenieure arbeiten bei mir."
Den älteren Herrn ärgert, dass die EU die Türkei immer noch so behandelt, als wäre sie ein Entwicklungsland mit Analphabeten. Den EU-Anpassungsprozess begrüßt er. "Es ist wichtig, wir lernen von der EU sehr viel: Korrektes Business, Standards und Normen. Wir bringen der EU aber auch viel: Wachstum und tüchtige Menschen."
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