Die riskante Schiffsbergung vor Giglio

Die Costa Concordia selbst liegt heute noch vor Giglio auf Grund, mit einer Bergung ist laut Rederei nicht vor September 2013 zu rechnen.
Hundert Arbeiter versuchen, die "Costa Concordia" zu bergen. Nur hartnäckige Urlauber ertragen den Baulärm.

Kräne und Baulärm lassen im Hafen der toskanischen Insel Giglio kein Urlaubsgefühl aufkommen. Den Badegästen am kleinen Sandstrand bietet sich der Blick auf das havarierte Kreuzfahrtschiff " Costa Concordia". In der Nacht vom 13. Jänner war der Luxusliner auf einen Felsen gelaufen und gekentert. Bei dem Unglück kamen 32 Menschen ums Leben. "Hätte es keine Todesopfer gegeben, könnte man das Schauspiel rund um den beeindruckenden Koloss auch neugierig verfolgen. Aber wenn man an die vielen Opfer denkt, bleibt der bittere Nachgeschmack", sagt eine Frau, die mit ihren beiden Töchtern auf Giglio urlaubt.

Mit wochenlanger Verzögerung haben nun die aufwendigen Bergungsarbeiten der " Concordia" begonnen. Die Reederei Costa Crociere spricht angesichts der Herausforderung von einem "zyklopischen Projekt".

Die Kosten der Wrack-Bergung werden auf 300 Millionen Euro geschätzt. Bis der 290 Meter lange und 50.000 Tonnen schwere Stahlkoloss aufgerichtet ist und in einen Hafen geschleppt werden kann, dauert es noch. Läuft alles nach Plan, könnten die Arbeiten in einem Jahr abgeschlossen sein. Vergangene Woche wurde begonnen, den Mast, die Rutschbahn des Schwimmbads und den Rauchfang abzumontieren. Die Rutsche wird nicht wie ursprünglich geplant für einen Kinderspielplatz auf Giglio verwendet. Zusätzlich wurden Satelliten an Bord des Wracks installiert, die Informationen über die Stabilität des Luxusliners liefern.

Dabei ist internationales Know-how gefragt: Die Experten der US-Firma Titan Salvage und des italienischen Unternehmens Micoperi sollen mit tonnenschweren Drahtseilen das Wrack auf dem Meeresboden verankern, um zu verhindern, dass es sich bewegt. Hundert Arbeiter sind damit beschäftigt, die 30 Meter langen Pfähle im Meeresboden zu befestigen. Die Gefahr ist groß, dass das auf einem Felsen liegende Schiff abrutschen und sinken könnte. Anschließend muss das Wrack mithilfe von Kränen in eine senkrechte Position gebracht werden.

Bei einer der Präsentationen des Projekts in Rom gestand der Titan-Salvage-Geschäftsführer, dass die "Costa Concordia" das schwerste Schiff ist, das jemals geborgen wurde.

Weniger Touristen

Giglios Bürgermeister Sergio Ortelli gibt sich wieder optimistischer: "Nachdem mit den Arbeiten begonnen wurde, hoffe ich, dass eines Tages die Menschen unsere Insel wieder mit Meer und Urlaub und nicht nur mit dem Unglück verbinden." Ortelli klagt in dieser Sommersaison über große Einbußen im Tourismus, der Haupteinnahmequelle des toskanischen Eilands: "Für Juli und August verzeichneten wir gegenüber dem Vorjahr um 35 Prozent weniger Buchungen."

Am Montag hat die amerikanische Kanzlei John Arthur Eaves Sr., die zahlreiche Opfer vertritt und Entschädigungen in Millionen-Dollar-Höhe fordert, eine weitere Klage gegen das Kreuzfahrtunternehmen eingereicht.

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