Deutschland: Wulff demontiert sich selbst

Deutschland: Wulff demontiert sich selbst
Der Bundespräsident macht in der Affäre um seinen Privatkredit eine immer nervösere Figur.

Auch das noch: Die Bild-Zeitung bestätigte am Montag Medienberichte, wonach der Bundespräsident versucht habe, die Veröffentlichung des ersten Berichts über seinen günstigen 500.000-Euro-Kredit zu verhindern. Wulff habe Chefredakteur Kai Diekmann angerufen, aber nicht erreicht, erklärte Bild . Daraufhin „hinterließ der Bundespräsident eine längere Nachricht auf der Handy-Mailbox des Chefredakteurs“. Wulff habe sich empört über die Recherchen gezeigt und mit strafrechtlichen Konsequenzen für den verantwortlichen Redakteur gedroht. Später habe er sich für Ton und Inhalt seiner Äußerungen entschuldigt.

Andere Medien hatten berichtet, Wulff habe dem Springer-Konzern mit „dem endgültigen Bruch“ gedroht und gesagt, damit werde „der Rubikon überschritten“. Er soll auch bei Friede Springer, der Witwe des Verlagsgründers, und beim Vorstandsvorsitzenden Mathias Döpfner interveniert haben.

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) wandte sich in scharfer Form gegen diese Intervention. Das Bundespräsidialamt erklärte nur knapp, zu Vieraugengesprächen gebe man „grundsätzlich keine Auskunft“.

Wulff hatte schon seit einem Jahr versucht, die Öffnung der Grundbuchauszüge zu seinem Hauskredit für recherchierende Medien gerichtlich zu verhindern – erfolglos. Sie deckten auf, dass ein befreundeter Geschäftsmann den damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten günstig mit Geld versorgt hatte.

Unprofessionell

Jetzt zeigt sich erneut das ungeschickte Handling der Affäre: Anstatt seine Beamten oder Anwälte zu befassen, versuchte das Staatsoberhaupt, mit der ganzen Wucht seines Amtes die unbequeme Berichterstattung zu verhindern. Dass er seine Drohungen auch noch reproduzierbar auf ein Band sprach, zeigt seine Nervosität.

Die Affäre ist auch sachlich nicht ausgestanden: Der Spiegel wirft die Frage auf, ob Wulff auch den Ersatzkredit der Stuttgarter

BW-Bank zu fast ebenso günstigen Bedingungen deshalb bekommen hatte, weil er der Bank bei der Porsche-VW-Fusion 2009 indirekt als niedersächsischer VW-Aufsichtsrat einen großen Kredit-Verlust vermeiden geholfen hatte. Auch die Umwandlung dieses fast kostenlosen Kredits in einen marktgerecht verzinsten hat Wulff laut Medienberichten am 27. Dezember unterschrieben – erst fünf Tage nach der Verkündigung dieses Schritts.

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