Das Wiener Zentrum verdient eine Chance

Das Wiener Zentrum verdient eine Chance
Bei aller berechtigten Kritik an den Saudis - der Dialog der Religionen ist wichtig.

Schon vor der Unterzeichnung der Gründungsverträge für das von Saudi-Arabien initiierte "Internationale König Abdullah Zentrum für Interreligiösen und Interkulturellen Dialog" in Wien gehen die Wogen hoch. Die Hauptvorwürfe: Damit exportieren die Saudis ihren Islam-Fundamentalismus ins Herz Europas, und wie soll man mit Machthabern in Dialog treten, die bloß den Monolog praktizieren. In dieser undifferenzierten Form ist das nichts anderes als billige Polemik.

Gewiss, in Saudi-Arabien dürfen Frauen nicht einmal Auto fahren, geschweige denn wählen - derzeit. Auf den Abfall vom Islam steht die Todesstrafe. Das sind inakzeptable Zustände, die schleunigst geändert gehören.

Doch wie kann man erwarten, dass sich das Land öffnet, wenn man die Türen zuschlägt und den Dialog verweigert? Und die Annahme, dass in Wien jetzt bärtige Gotteskrieger das Kommando übernehmen, ist mehr als absurd. Im Vorstand des Gremiums sitzen Christen, Juden, Hindus oder Buddhisten. Nicht zuletzt wird der heimische Staatsschutz ein Auge auf das Zentrum haben.

Statt kleingeistigem Populismus sollte gerade in Zeiten wie diesen jede Initiative willkommen sein, die versucht, die Spannungen zwischen den Religionen und Kulturen, insbesondere zwischen der christlich-westlichen und der islamischen Welt, abzubauen. Das Wiener Zentrum verdient daher eine faire Chance.

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