Das Werk blieb nicht nur unvollendet, sondern auch über Jahrhunderte verschollen. Erst vor einigen Jahren tauchte eine Kopie auf, die bei Christie’s versteigert wurde und sich inzwischen in Privatbesitz in den USA befindet.
Wikinger-Chroniken
Forscher in Mailand, die mit der Aufarbeitung der Schrift beschäftigt sind, haben darin jetzt die bahnbrechende wissenschaftliche Entdeckung gemacht: Die erste Erwähnung Amerikas in einer Schrift, abseits von Wikinger-Chroniken auf der Insel Island.
Das geografische Wissen der Wikinger und die hauptsächlich mündlich überlieferten Berichte über ihre Seefahrten waren also bis nach Italien gelangt.
Seefahrer aus Genua
Denn was der Mönch in seiner Chronik festhält, ist eine Beschreibung der Wikinger-Expeditionen über den Atlantik. Bei diesen entdeckten sie ja auch Teile Amerikas und besiedelten diese etwa um das Jahr 1000. Der Mönch wiederum bekam diese Geschichten von einigen Seefahrer aus Genua erzählt, also ausgerechnet der Geburtsstadt von Christoph Kolumbus.
Was Galvano Fiamma schließlich in seiner "Cronica Universalis" festhielt, ist eine Schilderung aller wichtigen Inseln im Nordatlantik, vor allem also Island und Grönland, über das er bemerkenswert Bescheid weiß: "Es gibt weder Weizen, noch Wein, noch Früchte. Die Menschen leben von Milch, Fleisch und Fisch... Sie leben in unterirdischen Häusern."
Riesige Steinplatten
Auf diese Beschreibung Grönlands folgt eine Beschreibung eines Landes "weiter westlich namens Marckalada". Es handelt sich also um eine Verballhornung des Begriffs "Markland". Den verwendeten die Wikinger für die Küstenabschnitte Nordamerikas , die sie entdeckt hatten.
Die Beschreibung dieses Landes durch den Mönch klingt allerdings vorerst recht fantastisch: "Gebäude mit so riesigen Steinplatten, dass niemand damit bauen könnte, außer riesigen Riesen. Es gibt auch grüne Bäume, Tiere und eine große Anzahl von Vögeln."
Wissen über Amerika
Was sich für Laien trivial anhört, ist für das Mailänder Forscherteam, angeführt von Paolo Chiesa, ein deutlicher Hinweis auf das tatsächliche Wissen über Nordamerika, auf das der Mönch bei den Seeleuten gestoßen war.
Schließlich wurden in anderen Chroniken der damaligen Zeit alle Länder im Norden als öd, ohne Vegetation und weitgehend unbewohnbar beschrieben.
Für den Mittelalter-Experten Chiesa jedenfalls ist die Schrift ein klarer Hinweis darauf, dass Kolumbus nicht ins Blaue fuhr, als er 1492 in See stach: "Wenn Kolumbus wusste, was diese genuesischen Seefahrer wussten, könnte genau das ihn davon überzeugt haben, seine eigene Reise zu unternehmen."
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