Kritik an Zusammenarbeit
"Quecksilber", lautete die erste Vermutung, nachdem im Wasser hohe Werte gemessen wurden. Später hat ein deutsches Labor deutliche Salzgehalte im Flusswasser nachgewiesen. Das polnische Umweltministerium widerlegte Quecksilber als Ursache jedoch und berief sich auf Ergebnisse des polnischen Veterinärinstituts. Dem polnischen Umweltschutz-Inspektorats zufolge soll schon Ende Juli die giftige Substanz Mesitylen nachgewiesen worden sein.
Experten gehen mittlerweile davon aus, dass nicht nur ein chemischer Stoff Ursache der Vergiftungen sein könne. Zwei Verdächtige gibt es: die Papierfabrik Jack-Pol bei Olawa, wo die toten Fische erstmals gesichtet wurden – dort bestreitet man aber, mit der Vergiftung etwas zu tun zu haben – sowie ein Chemiewerk des Konzerns Grupa Azoty bei Kędzierzyn-Koźle. Brisant: Bei Letzterem ist der polnische Staat Haupteigentümer.
"Ich könnte vor Wut schreien", sagte Polens Premierminister Mateusz Morawiecki angesichts der ökologischen Katastrophe. Nach eigenen Angaben erfuhr er erst am 9. oder 10. August von den toten Fischen. Dabei berichteten polnische Fischer den Behörden schon am 26. Juli darüber. Lange hielten sich die öffentlich-rechtlichen Medien der nationalkonservativen Regierung mit der Berichterstattung zurück. Das sorgt für Kritik von Ökologen und Opposition: Die Informationen seien zu spät weitergegeben worden.
Mittlerweile sind zwei Funktionäre aus den Umweltbehörden entlassen worden. Das Verteidigungsministerium in Warschau hat das Militär sowie die Nationalgarde mit der Reinigung des Flusses betraut. Zivilisten dürfen sich dem Ufer nicht nähern. Im Mündungsbereich der Oder vor der Ostsee sollen Ölsperren eine weitere Ausbreitung der Fischkadaver verhindern.
Belohnung ausgesetzt
Polen hat eine Belohnung für die Aufklärung des Fischsterbens ausgesetzt: Wer den Verursacher ausmacht, darf sich über 200.000 Euro freuen. Unbezahlbar dürften jedoch die langfristigen Folgen für das Ökosystem sein.
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