Wo geht's Richtung Unabhängigkeit?

Derzeit sind ihre Landsleute gegen die Unabhängigkeit: Nicola Sturgeon
Nationalisten in Edinburgh wollen weiter los von London, wissen aber nicht wie und wann.

Das große Ziel, das muss natürlich aufrecht bleiben. Ist die Unabhängigkeit, die freie Nation Schottland, doch das Glaubensbekenntnis der SNP. Doch allzu eilig haben es die in Edinburgh regierenden Nationalisten derzeit offensichtlich doch nicht. Als Schottlands Regierungschefin Nicola Sturgeon am Mittwoch ihr Programm für das kommende Jahr dem Parlament vorstellte, kam eines erstaunlicherweise nicht auf den Terminplan: Die Volksabstimmung über die Unabhängigkeit. Sie werde die Gesetzesvorlage für diese Volksabstimmung fix und fertig machen, versprach Sturgeon. Doch auf den Tisch komme sie erst, "wenn es der beste oder einzige Weg ist, um Schottlands Interessen zu schützen."

Zweites Referendum

Es wäre die zweite Volksabstimmung dieser Art. Die erste – offiziell genehmigt von der Zentralregierung in London – war 2014 mit 55 Prozent ziemlich deutlich gegen die Unabhängigkeit ausgegangen. Die SNP hatte im Vorfeld dieses Referendums erklärt, dass es eine einmalige historische Chance gewesen sei und sie mit Sicherheit nicht wiederholt werde.

Doch schon wenig später begann die Kurskorrektur. Die SNP begann laut über ein zweites Referendum nachzudenken. Schließlich aber war es London, dass den Schotten den Weg in die Unabhängigkeit quasi aufdrängte. Bei der Volksabstimmung über die EU-Mitgliedschaft im Juni diesen Jahres entschied sich eine Mehrheit der Briten für ein "Nein" zur EU. Ganz anders aber die Schotten. Dort sprach sich eine klare Mehrheit für einen Verbleib in der EU aus.

Für die SNP der Anlass, um eine weitere Volksabstimmung anzupeilen. Und zwar, wie Sturgeon sofort nach dem Brexit-Votum klar machte, "höchstwahrscheinlich in den nächsten zwei Jahren".

Schotten wollen nicht weg

Schließlich, so argumentierte man in Edinburgh, wäre das die einzige Möglichkeit, um den erklärten Wunsch der Schotten, EU-Bürger zu bleiben, zu erfüllen. Die Regierung in London, die derzeit völlig im Chaos nach dem Brexit-Votum untergeht, hat bisher außer flehentlichen Bitten an Schottland, doch bei Großbritannien zu bleiben, keine klare Antwort auf den Vorstoß aus Edinburgh gefunden.

Doch auch dort ist man inzwischen vom direkten Kurs auf die Unabhängigkeit abgekommen. Den ersten Grund dafür lieferte Brüssel. Die EU-Kommission, aber auch wichtige Mitgliedsstaaten wie Deutschland, machten deutlich, dass man ein unabhängiges Schottland wie eine fremde Nation betrachte, die sich von Null an um eine EU-Mitgliedschaft bewerben müsse. Die Schotten reagierten mit Verunsicherung. Jüngste Umfragen zeigen eine klare Mehrheit für den Verbleib in Großbritannien.

Kommentare