Tod von Oppositionsführer Nawalny: Wladimir Putins lange Blutspur
"Wladimir Putin ist der ultimative Racheapostel", sagt einer, der den ehemaligen russischen Geheimdienstchef besonders gut einschätzen kann – CIA-Chef William Burns. Als die Welt einen Monat nach dem gescheiterten Aufstand der Wagner-Truppe rätselte, warum Jewgeni Prigoschin bis dahin ungeschoren davon gekommen war, meinte Burns nur trocken: "In Putins Denke ist Rache ein Gericht, das am besten kalt serviert wird".
➤ Jewgeni Prigoschin: Getötet oder untergetaucht?
Im Fall von Wagner-Chef Prigoschin dauerte die Abkühlphase exakt zwei Monate. Dann aber war erneut ersichtlich: Wladimir Putin verzeiht nichts und niemanden, wenn er sich verraten fühlt. Für die Planung und Durchführung diverser Vergeltungsaktionen ist zumeist Russlands allmächtiger Geheimdienst FSB zuständig. Die Anzahl von Putin-kritischen Frauen und Männern, die erschossen, überfahren, vergiftet, aus dem Fenster gestürzt, ertrunken oder an Zimmerdecken hängend aufgefunden wurden, geht in die Dutzende.
Der bis dato letzte Oligarch, der aus einem Hotelfenster in Indien stürzte, war der russische Wurstmagnat und Abgeordnete Pavel Antonov. Der hatte im vergangenen Dezember auf Whatsapp Putins Krieg gegen die Ukraine kritisiert. Er löschte die Nachricht sofort wieder – doch kurze Zeit später war er tot.
Alexej Navalny
Der Oppositionelle Alexej Nawalny überlebte zunächst einen Giftanschlag, kam dann in Haft und starb am Freitag, 16.2.2024, unter noch ungeklärten Umständen.
Sergej Skripal
Überlebte Giftattacke: Sergej Skripal, Ex-Geheimdienstoberst
Boris Nemtsov
Erschossen, 2015: Oppositionspolitiker Boris Nemtsov
Natalia Estemirova
Erschossen, 2009: Menschenrechtlerin Natalia Estemirova
Ravil Maganov
Fenstersturz, 2022: Ravil Maganov, Vorstand von Lukoil
Viktor Juschtschenko
Überlebte vergiftet: Viktor Juschtschenko, Ukraines Ex-Präsident
Anna Politkovskaja
Erschossen, 2006: Anna Politkovskaja, Journalistin
Alexander Litvinenko
Mit Polonium vergiftet: Alexander Litvinenko,
Ex-KGB-Agent starb 2006 in London
Boris Beresovski
Starb erhängt 2013 in London: Oligarch Boris Beresovski
Wenn Kritik tödlich ist
Selbst jener Mann, der Putin eigentlich erfunden hat, endete als vermeintlicher Selbstmörder in seinem Londoner Exil: Der Oligarch Boris Beresowski hatte den damals schmalen, blassen Geheimdienstchef Putin dem russischen Präsidenten Boris Jelzin als potenziellen Nachfolger vorgeschlagen. Jelzin als auch Beresowski dachten, der linkische Ex-KGBler sei leicht zu lenken. Doch für Kritik war der spätere Präsident Putin nicht zu haben – und sein einstiger Mentor Beresowski musste ins Exil gehen. Einige Jahre später war er tot.
➤ So sehen Deals mit Putin aus - das sollte der Westen sich merken
Meist erschossen wurden fast alle Journalistinnen und Menschenrechtsaktivisten, die den Verbrechen der Kremlführung in Tschetschenien nachgehen wollten. Die gedungenen Mörder von Anna Politkovskaja, der mutigsten Journalistin des Landes, lauerten ihr im Hauseingang auf. Davor hatte sie schon mehrere Mordversuche überlebt.
Im Kugelhagel eines vorbeifahrenden Motorrades starb vor knapp acht Jahren einer der hoffnungsvollsten Oppositionspolitiker Russlands, Boris Nemtsov. Kreml-Kritiker Alexej Nawalny, überlebte einen Giftanschlag 2020 nur knapp, weil deutsche Ärzte den damals schon im Koma liegenden Dissidenten retteten. Nawalny wurde mit dem Nervengift Nowitschok angegriffen. Ein Gift, mit dem auch der abgesprungene Ex-Geheimdienstler Sergej Skripal getötet werden sollte - doch auch er überlebte.
Ein anderer Ex-Geheimdienstkollege Putins, Alexander Litvinenko, starb qualvoll an einer Vergiftung mit radioaktivem Polonium.
In dieser Liste der Todesarten reihte sich im August vergangenen Jahres ein Flugzeugabsturz, wodurch gleich mehrere führende Köpfe der Wagner-Truppe "neutralisiert" wurden.
Die Todesmeldung von Alexej Nawalny kam am Freitag, 16.2.2024. Aus dem Kreml hieß es, man habe "keine Information über die Todesursache". To be continued ...
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