„Wenn eine militärische Aggression beginnt, dann werde ich ein Sturmgewehr nehmen und für die Ukraine kämpfen gehen“. Als Witali Klitschko Anfang Februar in einer Talkshow diese superheldenhafte Ansage machte, war die Welt in seiner Heimat noch heil. Nur wenige Wochen später muss der ehemalige Schwergewichtsweltmeister die Welt um Hilfe bitten.
„Was Russland getan hat, ist eine große Tragödie. Es ist nicht nur eine Tragödie für die Ukraine, sondern für ganz Europa“, ließ er in einem im sozialen Netzwerk Telegram erschienen Video seinen fünf Jahre jüngeren Bruder Wladimir, ebenfalls mehrfacher Box-Champion, für ihn sprechen.
Die wohl bekanntesten Brüder der Box-Geschichte geben sich aber trotz der bedrohlichen Lage kämpferisch: „Wir werden aufrecht stehen bleiben und Stärke und Kampfgeist zeigen.“
Die Entwicklungen in der dritten Nacht der Angriffe:
Eben diese Tugenden verhalfen „Dr. Eisenfaust“, so der Kampfname des 2,01 Meter großen Hünen, zu langjährigen Erfolgen im Ring. 47 Profikämpfe bestritt er zwischen 1996 und 2013, 45 gewann er, 41 Mal durch K.o. Als amtierender Weltmeister verabschiedete sich Witali Klitschko in die wohl verdiente Sportpension.
Nach dem Ende seiner Box-Karriere hielt es ihn aber nicht lange im Schaukelstuhl. An die Erfolge im Ring knüpfte der seit dem vergangenen Juli 50-Jährige nahtlos auf einer anderen Bühne an. Die Weichen für eine politische Karriere stellte er bereits als aktiver Sportler. So kandidierte Klitschko 2006 und 2008 für das Amt des Kiewer Bürgermeisters. Im April 2010 wurde er dann zum Vorsitzenden der pro-westlichen Partei UDAR gewählt und im Jahr 2013 deren Präsidentschaftskandidat. Diese Kandidatur zog er jedoch 2014 zurück, um sich auf die Wahl zum Kiewer Bürgermeister zu konzentrieren. In demselben Jahr gelang ihm dann auch der Einzug ins Rathaus.
Ambitionen
Obwohl Witali Klitschko im November 2020 für fünf weitere Jahre im Amt bestätigt wurde, werden ihm Ambitionen auf höhere politische Ämter nachgesagt. Für 2024 gehen Beobachter davon aus, dass er sich im Gegensatz zu 2014 um das Präsidentenamt bewerben wird – aber wer weiß schon, wie dann Wahlen in der Ukraine überhaupt ablaufen.
Mit dem Mann, der heute im Präsidentensessel sitzt, kam der dreifache Vater nicht immer auf einen grünen Zweig. Nach mehreren Razzien in kommunalen Unternehmen und im Umfeld von Klitschko warf der Bürgermeister zuletzt Präsident Wolodymyr Selenskij vor, er wolle seine Absetzung vorantreiben und damit einen Konkurrenten aus dem Weg räumen.
Es sind Fehden, die sich dieser Tage beide zurückwünschen dürften.
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