„Wissen wird zerstört“: Indigene Inder kämpfen gegen Kohleabbau

Kohleabbau in Indien
Die Regierung will die Kohlekraft ausbauen und 55 neue Minen eröffnen - großteils auf dem Land der Adivasi, Ureinwohner des Subkontinents.

Ende November ging Neu-Delhi in einen Lockdown: Schulen wurden geschlossen, Beamte arbeiteten von Zuhause aus. Allerdings war nicht Corona der Grund, sondern verheerender Smog über Indiens Hauptstadt. Die Metropole kämpft nicht nur regelmäßig mit massiver Luftverschmutzung, sondern auch mit den Folgen des Klimawandels: Im Sommer herrschen Temperaturen bis 48 Grad Celsius, die Grundwasserspiegel sinken.

Strom für 1,3 Milliarden Menschen

Bei der Klimakonferenz in Glasgow kündigte Premier Narendra Modi im November an, Indien werde bis 2070 klimaneutral sein.

Tatsächlich hat sich der Anteil erneuerbarer Energien seit seinem Amtsantritt 2014 verdoppelt. Bis 2030 sollen 50 Prozent des Stroms aus Windkraft- oder Solaranlagen stammen. Vorerst aber wird die klimaschädliche Kohlekraft noch einmal ausgebaut, um den steigenden Energiebedarf des Subkontinents mit 1,3 Milliarden Einwohnern zu decken. Modi will dafür die 193 bestehenden Kohleminen erweitern und 55 neue eröffnen.

Gründe dafür gibt es viele: Obwohl Indien beim Ausstoß von Treibhausgasen weltweit auf Platz drei liegt, ist der Pro-Kopf-Ausstoß im Vergleich zu den USA oder Europa deutlich geringer. Kohlekraft ist günstig und gibt vielen Millionen Menschen Arbeit. Haushalte, die bisher nicht ans Netz angeschlossen sind, können mit Strom versorgt werden.

Allerdings liegen 80 Prozent der neu geplanten Minen auf dem Land indischer Ureinwohner (Adivasi), die den Verlust ihres Lebensraums, ihrer Einkommensquellen und ihrer Kultur fürchten.

Eines dieser Gebiete ist der artenreiche Hasdeo-Wald im Bundesstaat Chhattisgarh, wo die größten Kohlereserven Indiens vermutet werden. Hier leben nach Angaben der Hilfsorganisation Survival International 20.000 Adivasi aus unterschiedlichen Stämmen, die den Minen eigentlich zustimmen müssten, aber übergangen werden. Im Oktober waren sie Teil eines 300 Kilometer langen Protestmarschs.

Die Adivasi, deren Kampf an den der Ureinwohner im Animationsfilm „Avatar“ erinnert, sehen nicht nur ihre Wälder bedroht. „Wenn unsere Ökosysteme zerstört werden, die unsere Schulen sind, wird auch unser Wissen zerstört“, zitiert Survival International einen Aktivisten. „Dann ist auch die Zukunft des Planeten in Gefahr.“

Kommentare