Wieso Japan die nordkoreanische Rakete nicht abschoss
Kaum wie sonst wo werden Nordkoreas Aktivitäten beobachtet wie in Südkorea und Japan. Dabei stellt sich die Frage: Was haben diese Staaten gegen das Raketenarsenal Nordkoreas aufzubieten? Die Antwort ist: Alles, was an moderner Waffentechnik vorhanden ist. Stellt sich in der Folge eine weitere Frage: Wieso ließ es Japan dann zu, dass Pjöngjang nun schon die zweite Rakete innerhalb von zwei Wochen über japanisches Gebiet hinweg in den Pazifik feuert?
Solche Raketen beschleunigen nach dem Abschuss auf mehrfache Schallgeschwindigkeit und fliegen danach ohne Antrieb in einer daher leicht zu berechnenden Parabel-Flugbahn. Aufgrund der großen Distanzen, die solche Waffensysteme zurücklegen, dauert der Flug einer solchen Rakete zwischen zehn und 20 Minuten. Im Fall des Raketentests vom Freitag flog die Rakete etwa 2700 Kilometer weit und erreichte auf ihrer Flugbahn eine Höhe von 550 Kilometern.
Japans Streitkräfte hatten in den vergangenen Wochen auch die zu einem Abfangmanöver benötigten Waffensysteme an die Westküste des Landes verlegt. Konkret handelt es sich dabei um Patriot-Systeme, die dazu entwickelt wurden, anfliegende Raketen in der letzten Phase des Fluges durch eine mit einem Sprengkopf bestückte Abfangrakete zu zerstören. Andere Systeme, die die USA in der Region stationiert haben, zielen darauf ab, Flugkörper in der mittleren Phase des Fluge – also am höchsten Punkt der Parabel – schlicht durch mechanische Einwirkung unschädlich zu machen.
Grundlage all dieser Systeme ist eine rasche Radarerfassung sowie Flugbahnberechnung, durch die sehr schnell klar wird, wo das Geschoss einschlagen wird. Und genau das wird in Japan der Fall gewesen sein. Demzufolge war nach kurzer Zeit wohl klar, dass die Rakete nicht Japan, sondern offenes Meer zum Ziel hatte. Auf ein Abfangmanöver wurde daher verzichtet. Vermutlich wohl auch, weil Nordkorea einen Abschuss als Provokation aufgefasst hätte – und die Lage in der Region unnötig eskalieren hätte können.
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