Wie reich sind die Royals? Und wer die Corgis bekommt
Buckingham Palace, Balmoral Castle, ein halber Londoner Innenstadtbezirk und der gesamte Meeresgrund rund um Großbritannien: Den Windsors fehlt es nicht an Besitz. Doch wie groß ist der Reichtum der Royals wirklich?
Um das Vermögen der Herrscherfamilie zu verstehen, muss eine wichtige Unterscheidung vorgenommen werden. Denn der mit Abstand größte Teil des königlichen Besitzes gehört ihnen nicht privat, sondern lediglich dem König in seiner Funktion als Staatsoberhaupt. Das heißt, er kann ihn nicht verkaufen und er wird automatisch mit dem Amt vererbt, kein Testament ist nötig. Dieser Teil des Vermögens bildet den Crown Estate (deutsch Krongut), der schon seit 1760 treuhändisch vom Finanzministerium verwaltet wird.
Damals gab König George III seinen Besitz gegen eine jährliche Zahlung in die Hände des Staates. Diese wurde 2011 neu geregelt und heißt nun Sovereign Grant. Sie beträgt normalerweise 15 Prozent der Einnahmen des Crown Estate und dient dem König bei der Erfüllung seiner offiziellen Pflichten und der Erhaltung der Residenzen. Momentan gibt es sogar 10 Prozentpunkte extra. Diese sind aber für die Instandsetzung des maroden Buckingham Palace reserviert. Der Rest bleibt beim Finanzminister.
Solange die Eigentumsrechte der Familie Windsor also gewahrt werden, ist dieses Arrangement trotz aller royaler Privilegien ein Gewinngeschäft für den britischen Steuerzahler. Schlecht steigen die Windsors dennoch nicht aus.
Neben dem Crown Estate existieren die ebenfalls treuhändisch verwalteten Herzogtümer Cornwall und Lancaster, die der Krone schon seit mehr als 600 Jahren ein Einkommen sichern. Steuerfrei, wie sich für königliche Geschäfte kontroverserweise versteht. Die Kunstsammlung, Residenzen und die geschätzte Höhe des Privatvermögens vervollständigen den Reichtum.
Crown Estate
Der Großteil des königlichen Vermögens befindet sich hier. Neben 106.000 Hektar Landwirtschaftsfläche gehören viele Londoner Stadtimmobilien dazu. So besitzt die Krone etwa die Hälfte des Innenstadtbezirks St. James’ sowie die komplette Regent Street, eine von Londons wichtigsten Einkaufsstraßen.
Der größte Devisenbringer ist jedoch ganz woanders: Praktisch der gesamte Meeresgrund innerhalb von 12 Meilen rund um Großbritannien gehört dem Crown Estate und generiert Geld durch die Verpachtung an Windparks und Fischzuchten. Die schottischen Vermögensanteile sind übrigens in typisch schottischer Manier seit 2016 ausgegliedert und füttern seitdem nur das dortige Regierungsbudget.
Royal Collection Trust
Diese Kunstsammlung ist eine der größten der Welt. Sie umfasst mehr als 7.000 Gemälde, 40.000 Aquarelle, 150.000 Kunstdrucke und eine Vielzahl weiterer Werke. Außerdem gehören die britischen Kronjuwelen dazu, die neben 23.577 Edelsteinen auch den größten klaren Schmuckdiamanten der Welt, Cullinan I, umfassen.
Die Sammlung ist ein Vermögen wert, doch weil sie treuhändisch verwaltet wird, kann sie der König nicht verkaufen. So ist sie keine Cash Cow. Wegen der pandemiebedingt gesunkenen Besucherzahlen in Museen und Ausstellungen der royalen Sammlung musste die Krone im vergangenen Jahr sogar Verluste einstecken.
Privatvermögen
Über das Privatvermögen des Königs ist weniger bekannt. Balmoral Castle in Schottland, Queen Elizabeths Sterbeort, sowie das Sandringham Estate gehören dazu. Weiters eine große Kunstsammlung und zahlreiche Rennpferde. Über die privaten Investitionen der Queen ist wenig bekannt. Laut dem Guardian soll die Königin in den 70ern bei der Regierung interveniert haben, um von einem neuen Transparenzgesetz ausgenommen zu sein – erfolgreich. Eine Enthüllung des Privatvermögens wäre „peinlich“ gewesen, so die Argumentation des königlichen Anwalts.
Auf Basis der öffentlich zugänglichen Informationen schätzt Forbes ein Privatvermögen von circa 490 Millionen Euro. Das Testament der Queen wird übrigens auch keine Einblicke ermöglichen. Seit 1993 sind Monarchen nämlich von der Erbschaftssteuer ausgenommen. Somit muss das Testament der Queen als einziges im britischen Rechtssystem nicht veröffentlicht werden. Privilegien von Gottes Gnaden erlauben offenbar auch irdische Intransparenz.
Duchy of Lancaster
Ob seit 1265, 1399 oder erst 1461 – über das Gründungsjahr lässt sich streiten. Das Herzogtum Lancaster ist aber schon lange eine wichtige Einnahmequelle für die Krone. Es umfasst etwa 18.000 Hektar, großteils landwirtschaftliche Flächen. Seinen Gewinn macht es jedoch primär mit städtischen und industriellen Grundstücken.
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