Wie die Nachrichtenseite ynet schreibt, soll das alles Teil eines großen Planes gewesen sein. Durch die Panzerbewegungen in Richtung Grenze und die Meldungen der internationalen Medien sollte die Führungsriege der Hamas und des Islamischen Dschihad zum Handeln gezwungen werden. Kämpfer wurden damit zu den Tunnelsystemen nahe Gaza City gelockt. Die Streitkräfte schlugen zu und bombardierten die Tunnel mit heftigen Luftangriffen. In 40 Minuten war es wieder vorbei.
Das Tunnelsystem ist als „Metro“ bekannt und soll eine Art „Stadt unter der Stadt“ sein. Der Aufbau habe mehrere Jahre gedauert, heißt es. Bei dem Angriff in der Nacht sollen Teile davon zum Einsturz gebracht worden sein. Ob auch Menschen getötet wurden, wurde zunächst nicht vermeldet.
Die israelische Armee verkaufte den Schlag gegen das Tunnelsystem stolz auf allen Kanälen. Seit 2014 habe man Dutzende Tunnel der Hamas im Gazastreifen aufgedeckt. Allein in der vergangenen Woche will man zehn neue entdeckt haben.
Premier Benjamin Netanjahu zeigte sich auch am Freitag entschlossen, den Kampf gegen die radikalislamische Hamas im Gazastreifen wenn nötig auch noch weiter zu verschärfen. „Wir werden der Hamas einen hohen Preis abverlangen und werden diese Operation so lange wie notwendig fortsetzen, um die Ruhe und Sicherheit des Staates Israel wiederherzustellen.“
Die Chancen für Netanjahu, nach seinem gescheiterten Regierungsbildungsversuch doch noch weiter an der Macht zu bleiben, steigen mit zunehmender Eskalation. Neuwahlen werden wahrscheinlicher, er stärkt mit erfolgreichen Schlägen gegen die radikalislamische Hamas seine innenpolitische Position.
Als Auslöser der neuen Eskalation zwischen der israelischen Armee und den radikalen Palästinenserorganisationen gelten Zwangsräumungen in Jerusalem, die Zusammenstöße zwischen Palästinensern und jüdischen Siedlern hervorgerufen hatten. In Folge kam es auch zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Polizisten und Gläubigen auf dem Tempelberg. Seither sind rund 1.800 Raketen aus Gaza auf Israel abgefeuert worden, die meisten wurden vom Abwehrsystem "Iron Dome" abgefangen. Israels Armee griff rund 750 Ziele im Gazastreifen an. acht Menschen starben in Israel, rund 120 auf palästinensischer Seite, darunter 30 Anführer militanter Palästinenserorganisationen – aber laut Angaben der Hamas auch etwa ebensoviele Kinder.
Zudem kommt es zwischen Israelis und Palästinensern in gemischten Städten in Israel immer wieder zu Kämpfen. Mehrere Menschen wurden verletzt oder verhaftet. Ein Ende der Gewalt ist momentan nicht zu erwarten.
Am Samstag ist Tag der Nakba (Katastrophe). Die Palästinenser gedenken dann der Vertreibung und Flucht Hunderttausender Palästinenser im Zuge der israelischen Staatsgründung 1948. Befürchtet werden neue gewaltsame Proteste. In diesem Jahr fällt der Tag zusammen mit dem dritten Tag des Eid-al-Fitr-Festes, des sogenannten Zuckerfestes zum Ende des Ramadan.
Am kommenden Sonntag befasst sich der UN-Sicherheitsrat in einer Dringlichkeitssitzung erneut mit der Eskalation im Nahen Osten. US-Außenminister Antony Blinken hatte einen früheren Termin abgelehnt und erklärt, ein paar Tage mehr Zeit könnten bewirken, dass die Bemühungen hinter den Kulissen für ein Ende der Kämpfe möglicherweise Früchte tragen.
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