Wie Familien in Tansania mit Sparöfen der Armut entkommen

Im Land der Baobab, der Affenbrotbäume, ist Brennholz knapp
Die Katholische Frauenbewegung unterstützt Projekte, die auch die gesellschaftliche Stellung der Frauen heben.

Vor der bescheidenen Hütte hat Elisifa Yuda jene Apparatur stehen, die ihr Leben entscheidend verändern sollte – eine einfache Holzform. Diese gießt die 43-Jährige mit einem Gemisch aus Sand, Zement, Kalk und Wasser aus und fertigt so „Sparöfen“ an, die wesentlich effizienter sind und weniger gesundheitsschädlichen Rauch entwickeln als die ansonsten hier im Norden Tansanias verwendeten. Mit dem Verkaufserlös  der Dinger konnte die findige Frau gleich eine  ganze Reihe anderer Einkommensquellen eröffnen.

Wie Familien in Tansania mit Sparöfen der Armut entkommen

Elisifa Yuda ist dank der Sparöfen zur Klein-Unternehmerin geworden

„Die Technik haben wir  von den Experten von WODSTA gelernt“, erzählt die stolze Klein-Unternehmerin. Dabei handelt es sich um eine NGO (Women Development for Science and Technology Association), die sich auf die Förderung von Frauen im ländlichen Bereich spezialisiert hat (dort leben immerhin  bis zu 80 Prozent aller Tansanier) und die von der Katholischen Frauenbewegung Österreichs unterstützt wird (KFB).



10.000 tansanische Schilling (umgerechnet 3,8 Euro) würden die Herstellungskosten für einen  „smart cooker“ betragen, sagt Yuda. Um das Doppelte würde sie die Öfen jeweils verkaufen – bleibt also ein Reingewinn von knapp vier Euro. Mit 20 pro Monat produzierten Pötten ergibt das knapp 80 Euro. Viel Geld in  einem Land, in dem fast jeder zweite der rund 60 Millionen Einwohner mit 1,7 Euro sein Auslangen finden muss.


Aus gutem Grund verwendet die sechsfache Mutter auch selbst diesen speziellen Ofen: „Früher bin ich mit einem Bündel Feuerholz maximal zwei Tag lang ausgekommen, jetzt reicht es für zwei Wochen. Auch das hilft natürlich Geld sparen, zumal sich die Preise für das Holz in den vergangenen Jahren verdoppelt haben.“


Aufforstung gegen Klimawandel

Die massiven Rodungen haben auch den Klimawandel angeheizt. „Der ist hier seit zehn bis 15 Jahren wirklich spürbar“, sagt Experte Jackson Muro. Die kahlen Böden könnten das Wasser nicht mehr so gut speichern, es komme häufiger zu Dürren. Die Folgen: Ernteausfälle, ganze Viehherden verenden. Aus diesem Grund hat WODSTA auch ein Wiederaufforstungsprogramm initiiert.


Auch Elisifa Yuda hat auf ihrem kleinen Bauernhof, den sie mit ihrem Mann in dem kleinen Bergdorf Olkokola auf der durchaus üblichen Größe von nur einem Hektar betreibt, schon einige Setzlinge gepflanzt. Zudem hat sie ein Schneiderei-Business  gestartet und stellt Schuluniformen her und auch Lampenschirme. Im Gegensatz zu früher muss die Familie jetzt nicht mehr jeden Schilling umdrehen.


Respekt

Diese Entwicklung, so  Lyne Ukio, Koordinatorin von WODSTA, die mit ihren Projekten 12.000 Menschen erreicht, habe bei den Frauen ein völlig neues Selbstbewusstsein geschaffen. Was Grace Amosi Akyoo bestätigen kann: „Seit auch ich diese Öfen herstelle, nennen mich die Leute in meinem Dorf ,Fundi’ (auf Suaheli für „Experte“).“ Sie würde viel mehr respektiert, sagt die 54-Jährige.


Genau dieses Ineinandergreifen von  ökonomischer Basis und sozialem Status mache den Reiz des Projekts aus, betont Petra Unterberger, die sich in ihrer Funktion als Vize-Vorständin der KFB  jüngst an Ort und Stelle ein Bild machen konnte. „Wegen ihres Einkommens haben die Frauen jetzt eine gewichtige Gestaltungsposition – und eine Stimme im Dorf.“

 

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