Wie Clinton Sanders’ Wähler gewinnen will

Kämpft unverdrossen weiter und will so seine Bewegung retten
US-Wahlkampf-Experte Yussi Pick über die Pläne des Clinton-Lagers auf dem Weg zur Nominierung.

Längst hat er die Zahlen gegen sich. Bernie Sanders, dem linken Senator aus Vermont, bleibt wohl nur noch eine rein rechnerische Chance, um tatsächlich Präsidentschaftskandidat der US-Demokraten zu werden. Die Kür der ewigen Favoritin Hillary Clinton auf dem Parteitag Ende Juli in Philadelphia scheint kaum noch zu stoppen. Trotzdem will Sanders im Rennen bleiben, geht unverdrossen in die nächste Vorwahlrunde in Pennsylvania kommende Woche.

"Das Geld der Kleinspender fließt weiter, finanziell also hat er keinen Grund aufzugeben", analysiert US-Wahlkampf-Experte Yussi Pick (usa2016.at) die Ausgangslage der kommenden Wochen. Der Österreicher, der für Obamas Wahlkampagne im Einsatz war und enge Kontakte zu Hillary Clintons Team unterhält, sieht Sanders’ eigentliche Ziele längst anderswo: "Ihm geht es nicht mehr hauptsächlich um die Nominierung, sondern darum, seine politische Bewegung am Leben zu erhalten."

Und dazu, macht Pick deutlich, müsse Sanders bis zum Parteitag durchhalten. Würde er jetzt aufgeben, wäre er – ungeachtet aller Begeisterung, die er vor allem bei jungen Wählern entfacht hat – in wenigen Wochen vergessen: "Er hat also auch eine politische Verantwortung, und die muss er wahrnehmen, fürs Erste einmal bis zum Parteitag."

Allzu negativ, wie zuletzt bei der Vorwahl in New York, dürfe die Kampagne des Senators aber nicht mehr werden, "schon um die voraussichtlichen Sieger nicht zu verärgern und die Versöhnung unmöglich zu machen."

Vizepräsidentschaft

Auf der anderen Seite kann auch Clinton nicht mehr einfach Sanders hinter sich lassen. Seine Wähler, also vor allem junge Linke aus der Bildungsschicht, sogenannte "Progressives", wären für den Sieg bei der Wahl unverzichtbar. Schon jetzt ist die ehemalige Außenministerin in ihrer Kampagne deutlich nach links gerückt, setzt wie Sanders auf soziale Themen.

"Auf dem Parteitag muss Clinton eine große symbolische Geste der Versöhnung setzen", prognostiziert der Kampagnen-Experte: "Und die wahrscheinlich stärkste Geste ist die Nominierung des Kandidaten für die Vizepräsidentschaft."

Nicht Sanders selbst, aber einer der engsten Vertrauten aus dessen Team werde wohl an der Seite von Hillary in die Präsidentschaftswahl gehen. Längst sind mehrere Namen von Vertretern des linken Flügels der Demokraten im Spiel, bisherige Favoriten aus der politischen Mitte sind dagegen aus dem Spiel. Für Pick sind sie "die eigentlichen Verlieren von Sanders’ Kampagne."

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