Was den Vatikan besonders beunruhigt ist, dass der Gesetzentwurf einen nationalen Tag gegen Homo- und Transphobie vorsieht, der alljährlich am 17. Mai stattfinden soll und an dem alle Schulen, gleich ob öffentlich oder privat, mit Beiträgen teilnehmen sollen.
Der Corriere della Sera kommentierte die Initiative als „präzedenzlos in der Geschichte der Beziehungen zwischen beiden Staaten, die Polemik und Fragen aufwerfen wird“. Die linksliberale Tageszeitung La Repubblica stellte wiederum fest: „Die Kirche hat ihr geistliches Gewand mit dem weltlichen getauscht und fordert jetzt – von Staat zu Staat – die italienische Regierung auf, das parlamentarische Verfahren zu stoppen und den Text zu überarbeiten.“
"Meinungsfreiheit"
Monsignore Ruini, ehemaliger Vorsitzender der italienischen Bischofskonferenz, widersprach dem jedoch. Die Kirche verteidige nur die Meinungsfreiheit. „Wir sind gegen jegliche Diskriminierung der Person“, so der hohe Prälat. Jeder Mensch müsse respektiert und geliebt werden. Andererseits müsse aber auch die Meinungsfreiheit garantiert werden.
Was damit genau gemeint ist, erläuterte der Jurist Enzo Cannizzaro: „Es stimmt zwar, dass die Vereinbarung (Vatikan-Italien) die Meinungsfreiheit (der Kirche) garantiert, doch es sollte präziser formuliert werden. Denn was geschieht, wenn sich ein Priester bei der Sonntagsmesse zugunsten der Ehe zwischen Mann und Frau ausspricht? Könnte das nicht als Diskriminierung gegenüber Homosexuellen gewertet werden?“
Politisch jedenfalls unterstützt das Mitte-Links-Lager mit der Fünf-Sterne-Bewegung den Gesetzentwurf, das Mitte-Rechts-Lager ist dagegen.
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