Weniger Gas nach Europa: Ukraine stellt Gas-Transit in Luhansk ein

Ein Gasknotenpunkt.
Gasnetzbetreiber: Damit fallen bis zu 32,6 Millionen Kubikmeter Gas pro Tag weg. E-Control aktuell nicht beunruhigt.

Kriegsbedingt stellt die Ukraine ab Mittwoch den Transit von russischem Gas im Gebiet Luhansk im Osten des Landes ein. Damit fielen bis zu 32,6 Millionen Kubikmeter Gas pro Tag weg - das sei fast ein Drittel der täglich über die Ukraine nach Europa transportierbaren Höchstmenge, teilte der ukrainische Gasnetzbetreiber am Dienstag mit. Aufgrund der russischen Besatzung sei es unmöglich geworden, über den Punkt Sochraniwka Gas an andere Verteilstationen weiterzuleiten, hieß es.

Für die Durchleitung durch die Sojus-Pipeline in Richtung Westen wurden für diesen Tag nur noch Aufträge des russischen Energieriesen Gazprom angenommen, bei denen Gas in eine Station auf russischem Staatsgebiet gepumpt wird, wie aus Daten des ukrainischen Gasnetzbetreibers OGTSU von Mittwochmorgen hervorgeht. Auch Nachrichtenagenturen in Moskau beriefen sich auf diese Angaben. Eine offizielle Mitteilung mit einer Bestätigung des tatsächlich erfolgten Teil-Transitstopps gab es von ukrainischer Seite zunächst nicht.

Den Betreiber-Daten zufolge ist damit für Mittwoch die Durchleitung von insgesamt 72 Millionen Kubikmeter russischem Gas über die Ukraine geplant. Am Dienstag waren es noch mehr als 88 Millionen Kubikmeter gewesen.

"Höhere Gewalt"

Der Betreiber berief sich auf einen Fall "höherer Gewalt". Russlands Energieriese Gazprom, der zuletzt täglich fast 100 Millionen Kubikmeter Gas durch die Ukraine in Richtung Europa gepumpt hatte, wies das zurück. Gazprom habe "keinerlei Bestätigungen über Umstände höherer Gewalt" erhalten, sagte Sprecher Sergej Kuprijanow der Agentur Interfax zufolge. Die nun wegfallenden Lieferungen stattdessen über andere Routen umzuleiten, sei technisch nicht möglich.

Weniger Gas nach Europa: Ukraine stellt Gas-Transit in Luhansk ein

Hintergrund: In der Ukraine gibt es zwei Übergabepunkte von russischem Gas in das Transitnetz, wie Carola Millgram, Leiterin der Abteilung Gas bei der Regulierungsbehörde E-Control, gegenüber dem KURIER erklärt. Einer der beiden liegt eben in der Region Luhansk, wo es aktuell zu kriegerischen Handlungen kommt. Der ukrainische Betreiber OGTSU habe erklärt, er könne nicht mehr garantieren, dass das Gas über diesen Punkt in Luhansk transportiert werden kann, so Millgramm weiter.

Allerdings könne das Gas über den anderen Eintrittspunkt transportiert werden - zumindest theoretisch kann dieser zweite Punkt den Ausfall des ersten zur Gänze kompensieren, so die Expertin. Bereits jetzt sehe man, dass es keine Nominierung am Eintrittspunkt in Luhansk gibt, es wird also nicht mehr eingemeldet, wie viel über diesen Punkt transportiert werden soll. "Teilweise wurden die Mengen schon auf den anderen Punkt verlegt", so Millgramm - es würden aber geringere Mengen transportiert. Die transportieren Gasmengen über den zweiten Eintrittspunkt seien "gestiegen, aber nicht in dem genau gleichen Ausmaß", wie am anderen Punkt reduziert wurde.

Kein Grund zur Sorge

Für Millgramm ist das kein unmittelbarer Grund zur Sorge. "Es gab schon in den vergangenen drei Wochen geringere Gasflüsse", erklärt sie. Aber: Die Verbrauchsdaten gingen ja vor allem durch die wärmeren Temperaturen bei uns zurück. Auch deutliche Preisanstiege habe es bisher noch nicht gegeben. Geringere Gasflüsse würden aber natürlich weiter Unsicherheit bedeuten. "Wir rechnen nicht damit, dass es zu Versorgungseinschränkungen kommt."

Auch in den vergangenen Wochen war "die einzige Route, die konstant genutzt wurde, die Nord Stream 1", erklärt Millgramm. Auf allen anderen Routen kam es immer wieder zu Schwankungen. Die russische Gazprom habe auf Telegram eine Mitteilung veröffentlicht, dass sie die Lieferverpflichtungen einhalten werden, so Millgramm.

Keine Einschränkungen bei OMV

Die österreichische OMV sieht aktuell keine Liefereinschränkungen. "Mit Stand heute morgen wurden und werden die bestellten Mengen alle geliefert", so OMV-Sprecher Rinofner auf Nachfrage des KURIER.

Auch in Deutschland erklärte das Bundeswirtschaftsministerium: „Die Versorgungssicherheit in Deutschland ist aktuell weiter gewährleistet“, sagte eine Sprecherin am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Geringere Liefermengen würde man aber wohl erst mit einigen Stunden Zeitverzögerung bemerken.

 

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