Weinstreit zwischen Kroatien und Italien: Prošek oder Prosecco?

Die Prosecco-Gegend in Venetien
Zwischen Italien und Kroatien schäumt es. Die Kroaten wollen, dass die EU auch ihre Ursprungsbezeichnung „Prošek“-Wein anerkennt. Die Italiener sind aber strickt dagegen und vermuten, dass die Kroaten damit vom weltweiten Erfolg ihres „Prosecco“-Weines etwas für sich abzapfen wollen. Der Prosecco verkaufte 2021 mehr als 600 Millionen Flaschen weltweit, beim Prošek geht es um ein paar hundert.
Beim Begriff Prošek denkt der Laie sofort an den bekömmlichen italienischen Weißwein – mittlerweile auch in Rosé-Version zu haben, der laue Sommerabende am Meer begleitet, eine Party aufhellt oder für Atmosphäre bei einem Rendezvous sorgt. Nur wahre Weinkenner wissen, dass es sich in Wahrheit um einen Süßwein handelt, der im Süden Kroatiens, genauer gesagt in Dalmatien, zu Hause ist.
Und da der Begriff die Bürger in die Irre führt, hat Rom nicht zum ersten Mal gegen Kroatiens Forderung Einspruch eingelegt. Die Ursprungsbezeichnung eines Produkts ist nämlich eng auf die Herkunft desselben bezogen. Im Fall des Proseccos stammt die Herkunftsbezeichnung von der gleichnamigen Ortschaft, die ein Teil der Region von Triest ist. Angebaut wird er in den nahe gelegenen Gebieten von Valdobbiadene und Conegliano, die seit 2019 Dank des Proseccos auch zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören.
Die kroatische Landwirtschaftsministerin Marija Vučković weist jedoch darauf hin, dass Prošek ein traditioneller Begriff sei, „der bereits seit dem 18. Jahrhundert für unseren Dessertwein verwendet wird, niemand kann behaupten, dass der Name Prošek vom italienischen Prosecco stammt“.
Anders als ihre Regierungen, denen es sehr viel um den nationalen Stolz geht, zeigen sich die kroatischen und italienischen Winzer gelassen. „Wir haben uns mehrmals mit den kroatischen Winzerkollegen getroffen“, erzählt Luca Giavi, Generaldirektor des Verbands Consorzio di Tutela Prosecco Doc, dem KURIER.
Kein großes Interesse
„Die sind gar nicht so erpicht auf die Anerkennung der traditionellen Bezeichnung“, vielmehr sei es die Politik, die darauf poche.
So sieht es auch Italiens Landwirtschaftsminister Stefano Patuanelli, der dem KURIER vor einiger Zeit sagte: „Die Prošek-Winzer haben ihren Markt, und außer eines leichten Preisanstieges wäre für sie mit der Ursprungsbezeichnung nicht viel zu holen.“
Für weitaus mehr Aufregung hat da unter den Winzern der Vorschlag gesorgt, auch alle Alkoholgetränke mit einem ähnlichen Etikett wie Zigaretten zu versehen. Dieser Vorschlag ist mittlerweile vom Tisch. Der kroatische Antrag steht stattdessen noch im Raum. Allerdings haben neben Italien weitere zwölf Mitgliedsstaaten Einwände hinterlegt. Die Chancen für die Kroaten stehen schlecht.
Für alle Beteiligten heißt es jetzt abwarten – und Prosecco oder Prošek trinken. In der Hoffnung, dass diese beiden Getränke bald wieder ausschließlich dem Genuss dienen und nicht für Zank herhalten müssen.
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