Was Winnie Puuh mit den Protesten in China zu tun hat
Winnie Puuh runzelt die Stirn, während er auf ein Blatt Papier blickt - diese Cartoon-Szene aus dem Jahr 2011 wird derzeit als Symbol für die anhaltenden Proteste in China auf T-Shirts, Pullis und Tassen gedruckt und in einem Disney-Shop in Japan verkauft. Aber warum?
Die chinesische Regierung hat den gelbe Zeichentrickbären im Jahr 2018 verboten, weil Memes um die Welt gingen, die optische Ähnlichkeiten zwischen ihm und dem chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping erkannten.
Besonders populär ist diese Nebeneinanderstellung aus dem Jahr 2013, in dem Xi Jinping mit Winnie Puuh und der damalige US-Präsident Barack Obama mit dem Cartoon-Charakter Tigger verglichen wird:
Im Jahr 2014 wiederum fand sich auch ein Real-Life-"I-Ah", nämlich der ehemalige japanische Ministerpräsident Shinzō Abe:
Am Anfang reagierten die chinesischen Behörden, indem sie die Bilder zu löschen begannen. Im Jahr 2017 verbannte die Regierung dann mit Hilfe einer Zensursoftware sämtliche Puuh-Bilder aus Sozialen Netzwerken und, wo es ging, auch aus dem Web. Und 2018 durfte der Fantasy-Film Christopher Robin, in dem Winnie Puuh vorkommt, nicht in chinesischen Kinos gezeigt werden. Mittlerweile können Chinesen und Chinesinnen sogar dafür im Gefängnis landen, auf sozialen Medien einen Vergleich zwischen Xi Jinping und Winnie Puuh zu ziehen.
Nichtsdestotrotz scheint der Bär nun aber zurück zu sein, und zwar "demonstrierend" und als Figur des politischen Protests. Die Szene auf den Merchandise-Artikeln stammt aus 2011 und Puuh versucht darin angestrengt, eine Notiz an ihn zu lesen. Von hinten betrachtet ist das Blatt aber leer, so wie jene DIN-A-4-Papiere, die in China zu einem zentralen Element der Demonstrationen geworden sind.
Zero-Covid-Proteste
Auslöser der Proteste war vergangene Woche ein Feuer in einem Hochhaus in der Stadt Urumqi gewesen. Danach verbreitete sich in sozialen Netzwerken die Ansicht, dass das Gebäude wegen der strengen Corona-Beschränkungen teilweise verschlossen war und viele Bewohner es deshalb nicht rechtzeitig herausschafften. Der Vorfall, bei dem zehn Menschen ums Leben kamen, löste eine landesweite Protestwelle gegen die strenge Null-Covid-Politik Chinas und der damit verbundenen Lockdowns aus. Mittlerweile richten sich die Demonstrationen aber auch gegen Xi Jinping im Allgemeinen, was auch das Symbol Winnie Puh verdeutlicht.
Erste Erfolge
Nun scheinen die Demonstrationen zumindest beim Thema Null-Covid Erfolge zu erzielen: Städte in ganz China haben Lockerungen von Corona-Maßnahmen verkündet. So werden in der südwestlichen Metropole Chengdu ab Freitag keine negativen Corona-Tests mehr für den Aufenthalt an öffentlichen Orten oder die Benutzung der U-Bahn benötigt. In Peking riefen Gesundheitsbehörden die Krankenhäuser auf, Menschen ohne negativen PCR-Test nicht weiter die Behandlung zu verweigern.
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