Was hinter Macrons vulgärem Interview-Sager steckt

Was hinter Macrons vulgärem Interview-Sager steckt
Dem Präsidenten wird klares Kalkül in seiner Aussage, Ungeimpften "am Wecker gehen zu wollen", unterstellt.

aus Paris Simone Weiler

Es war ein mehrseitiges Interview, das Emmanuel Macron der beliebten Tageszeitung Le Parisien am Mittwoch gegeben hat. Unter anderem ging es um Frankreichs EU-Ratsvorsitz, die Kaufkraft und die Gesundheitspolitik. Hängen geblieben ist aber vor allem jener Satz, "er habe Lust, den Ungeimpften auf den Wecker zu gehen". Wobei diese Übersetzung sehr milde formuliert ist – wortwörtlich lässt sich der vom Präsidenten benutzte Ausdruck "emmerder" mit "auf die Eier gehen" oder gar "in die Scheiße reiten" übersetzen.

Macron sagte, er werde die Ungeimpften weder einsperren noch zwangsimpfen, aber ihren Alltag massiv einschränken. Ab dem 15. Jänner könnten sie dann weder essen noch "ein Weinchen trinken", ins Theater oder ins Kino gehen. Impfgegner machten einen "riesigen moralischen Fehler", so Macron: "Wenn meine Freiheit jene der anderen bedroht, handle ich verantwortungslos. Und ein Verantwortungsloser ist kein Bürger mehr."

Darf ein Präsident so reden, derart provozieren, spalten? In seiner Silvesteransprache hatte er noch dazu aufgerufen, "vereint, wohlwollend, solidarisch" zu bleiben. Die Aufregung ist gewaltig – und das soll von Macron auch so berechnet worden sein, dessen Pressedienst das Interview genau so autorisiert hat.

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