Was darf ein britischer König - und was nicht?
Eigentlich ist die Rolle des britischen Monarchen auf das Zeremoniell beschränkt. Schon seit dem 19. Jahrhundert sind seine Möglichkeit, bei politischen, oder wirtschaftlichen Entscheidungen mitzumischen, äußerst beschränkt. Er ist aber eine moralische Autorität, daher wird jedes Wort des Herrschers genau beachtet. Bei den offiziellen Auftritten aber, wie etwa der Eröffnung des Parlaments, sind diese Worte aber vom Regierungschef und seinem Team verfasst.
Theoretisch mächtig
Das sogenannte "royal prerogative", das dem Monarchen die Letztentscheidung bei der Ernennung von Ministern, der Regierung, oder sogar der Einsetzung und Auflösung des Parlaments gibt, ist seit Jahrhunderten nur noch graue Theorie.
Der König im Parlament
Das Parlament ist das höchste Gesetzgebungsorgan des Vereinigten Königreiches und besteht aus dem Abgeordnetenhaus (House of Commons), dem Oberhaus (House of Lords) und der Krone, also dem Königshaus. Das Königshaus ist der älteste Teil des britischen Regierungssystems, über die Jahrhunderte wurde seine Macht allerdings deutlich ausgehöhlt und beschränkt sich heute weitgehend auf Rituale.
Einsetzung der Regierung
Am Tag nach einer Parlamentswahl fordert der jeweilige Monarch den Chef derjenigen Partei zur Regierungsbildung auf, die die meisten Sitze im Unterhaus gewonnen hat.
Ernennung des Premierministers
Der Premierminister wird offiziell vom Monarchen ernannt und muss dafür im Palast vorsprechen. Liz Truss musste erst vor wenigen Tagen ins schottische Balmoral reisen, um dort von Elizabeth ernannt zu werden
Eröffnung des Parlaments
Der Monarch eröffnet alljährlich in einer prunkvollen Zeremonie die Sitzungsperiode des Parlaments und verliest das Regierungsprogramm für die kommenden zwölf Monate, exakt so, wie es der Premierminister formuliert hat. Auftakt ist eine Prozession des Königs oder der Königin vom Buckingham-Palast zum Parlamentsgebäude.
Dort begibt sich der Monarch zum House of Lords. Ein als Black Rod bekannter Beamter wird losgeschickt, um die Abgeordneten des Unterhauses zusammenzurufen, und dem Monarchen wird als Symbol der Unabhängigkeit des Parlaments von der Monarchie die Tür vor der Nase zugeschlagen.
Auflösung des Parlaments
Vor einer Parlamentswahl löst der Monarch das Parlament formell auf. Er kann auch diesen Schritt theoretisch gegen den Willen des Parlaments setzen, doch das ist seit Jahrhunderten nicht mehr gemacht worden.
Königliche Zustimmung zu Gesetzen
Nachdem beide Parlamentskammern einem Gesetzesentwurf zugestimmt haben, wird er an den Monarchen weitergeleitet, der ihm zustimmt und ihn damit in Kraft setzt. Theoretisch könnte der jeweilige König oder die Königin die Zustimmung verweigern. Zuletzt hatte Queen Anne im Jahr 1708 von diesem Vorrecht Gebrauch gemacht.
Vertrauter des Premierministers
Queen Elizabeth II. hielt während ihrer sieben Jahrzehnte auf dem Thron mit allen Premierministern wöchentliche Treffen ab, in denen die Regierungschefs ihr von ihren Vorhaben und Sorgen berichten konnten. „Sie sagen mir, was los ist und ob sie Probleme haben, und manchmal kann ich auf irgendeine Weise helfen“, sagte die Queen 1992 in einem Dokumentarfilm über ihre Rolle bei den Treffen. „Sie wissen, dass ich unparteiisch bin, und es ist ein gutes Gefühl, so etwas wie ein Schwamm zu sein.“
Ernennen von Lords und Rittern
Der Regent oder die Regentin kann Lords als Mitglieder des Oberhauses ernennen, tut dies jedoch nur in Absprache mit der Regierung.
Zudem schlägt der Monarch verdiente Bürger zum Ritter. Dazu legt die Regierung ihm alljährlich eine Liste mit Nominierten vor.
Eingreifen bei Verfassungskrisen
Im Falle „schwerer Verfassungskrisen“ kann der britische Monarch entgegen dem Ratschlag der Regierungsmitglieder handeln. Dies ist jedoch in der Moderne noch nie vorgekommen. Während des Streits um den Brexit wurde immer wieder eine Entscheidung, oder ein Kommentar von Elizabeth erwartet - sie aber hielt sich zurück
Ernennung von Bischöfen
Als weltliches Oberhaupt der Anglikanischen Kirche kann der Monarch Bischöfe und Erzbischöfe ernennen. Dies erfolgt jedoch nur in Abstimmung mit den Entscheidungsträgern der Kirche.
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