Warum Trump plötzlich um 100 Millionen Dollar reicher ist

Wer im Frühjahr noch einmal bei Donald Trump absteigen will, muss sich sputen. Denn das vom ehemaligen US-Präsidenten geleaste Ex-Hauptpostamt im Herzen Washingtons, das der Immobilien-Tycoon mithilfe eines 170-Millionen-Dollar-Kredits der Deutschen Bank zum Fünf-Sterne-Hotel „Trump International Hotel Washington D. C.“ umgebaut hat, schließt voraussichtlich schon in der kommenden Woche seine Pforten. Ehe die Nobelherberge an der Pennsylvania Avenue, Hausnummer 1100, neuerlich umgebaut, unter dem Dach der Hilton-Gruppe als „Waldorf Astoria“ im Juni wieder eröffnen werden soll.
In der vierjährigen Amtszeit Trumps (2107-2021) war sein Hotel laut den Worten des führenden White House-Historikers Jon Meacham die steingewordene „Kommerzialisierung der amerikanischen Präsidentschaft“: Dutzende Minister, Senatoren, Kongress-Abgeordnete, Wirtschaftsbosse und Delegationen aus mehr als 30 Ländern stiegen für durchschnittlich 500 Dollar die Nacht in einem der 263 Zimmer ab. Und hinterließen an der „Benjamin“-Bar in der weitläufigen vor Plüsch und Bling-Bling strotzenden Lobby vier- bis fünfstellige Spesenrechnungen.

Dort gab es bis zur harten Phase der Corona-Pandemie für 120 Dollar den meeresfruchtigen „Trump Tower“, einen dekadenten Berg aus Hummerfleisch, Austern, Muscheln und Shrimps. Auch Champagner von Krug, Jahrgang 1998, für 2.650 Dollar die Flasche zu haben, erfreute sich großer Beliebtheit.
„Alles geschah, um sich ein gutes Verhältnis zu Trump aufzubauen und ein bisschen Nähe zum ersten Mann im Staate zu kaufen“, wie es ein TV-Kommentator einmal formulierte. Als „Tummelplatz der Korruption“ geißelten US-Zeitungen darum die Lokalität, die formal der „General Services Administration“ gehört, sprich: dem Staat.

Trump hatte die markante Hülle aus dem Jahr 1899 mit dem 96 Meter hohen Uhrturm zwei Jahre lang aufwändigst renovieren lassen und dabei echte Hotel-Riesen wie Marriott aus dem Feld geschlagen. Danach wurde er für drei Millionen Dollar im Jahr Mieter und als Präsident Hausherr zugleich. Laufzeit: mindestens 60 Jahre.
Interessenskonflikt
Trump scherte der Interessen-Konflikt nie. Dass Leute, die am Morgen noch im Weißen Haus bei ihm dienstlich antichambrierten, abends ihr Haupt fünf Straßenblocks weiter in seiner Nobelherberge betteten, entsprach seiner Vorstellung von transnationalen Eine-Hand-wäscht-die-andere-Geschäften.
Alle Versuche, vor allem der damals demokratischen Opposition und zweier Generalstaatsanwälte, den Immobilien-Unternehmer juristisch von der Einnahmequelle abzuschneiden, weil eine in der US-Verfassung stehende alte Klausel derlei Selbstbereicherung verbietet, scheiterten an mehreren Richtern, die Trump die Stange hielten.
Für den 75-Jährigen endet das Kapitel als präsidialer Hotelier allem Anschein nach mit einem saftigen Aufschlag. Das Magazin Forbes hatte die Lokalität Ende vergangenen Jahres auf 173 Millionen Dollar taxiert. Ein Kongress-Ausschuss ermittelte für die Zeit 2016 bis 2020 ein betriebswirtschaftliches Minus von rund 70 Millionen Dollar. Der neue Eigentümer, der Aktienfonds „CGI Merchant Group“ aus Miami, legt laut Kaufvertrag rund 375 Millionen Dollar hin. Trump dürften unter dem Strich 100 Millionen Dollar Gewinn bleiben.
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