Putin fühlt sich dem Erbe der Zaren und des russischen Imperiums offensichtlich enger verbunden als mit jenem der Sowjetunion. Nicht umsonst verwendet er immer wieder den Begriff "Neurussland" für den Süden der Ukraine. Der stammt von Zarin Katharina der Großen. Diesmal musste also Zar Peter der Große, der an der Schwelle vom 17. zum 18. Jahrhundert herrschte, für einen historischen Vergleich herhalten.
"Russische Erde zurückholen"
Wie Zar Peter will Putin "russische Erde zurückholen“, so äußerte er sich nach dem Besuch einer Ausstellung in Moskau anlässlich des 350. Geburtstags des Erbauers von St. Petersburg. Man habe immer den Eindruck vermittelt, das Peter "nach Land gegriffen hat", meinte Putin, "aber in Wirklichkeit hat er etwas zurückgeholt". Das Land um St. Petersburg, auf dem der Zar später seine Hauptstadt errichten sollte, sei schon immer auch von Slawen besiedelt gewesen. Ein für Putin typischer Ausflug in eine sehr russische Sicht auf Europas Geschichte. Seine Schlussfolgerung daraus, "offensichtlich ist es auch unser Los zurückzuholen und zu stärken". Der Kremlchef hat also den von ihm befohlenen Krieg gegen die Ukraine auf eine Ebene mit dem Großen Nordischen Krieg unter Zar Peter gestellt.
"Ukrainer und Russen sind eins"
Schon zu Beginn des Krieges bediente sich Putin in einer ausführlichen Rede der Geschichte. Ukrainer und Russen, gab er sich damals überzeugt, seien ohnehin ein Volk mit einer gemeinsamen Geschichte. "Es ist derselbe historische und spirituelle Raum", und der sei nur nur willkürlich errichtete Mauern getrennt worden. Diese Mauer scheint Putin mit seinem Angriff niederreißen zu wollen.
Auch Zar Alexander
Auch einen weiteren Zaren hat Putin schon nach der Annexion der Halbinsel Krim für die Rechtfertigung seiner Expansionspolitik herbeigeholt: Alexander III. Der Zar, der von 1881 bis 1894 regierte, habe die Armee modernisiert, den Bau der russischen Schwarzmeerflotte gefördert und "eine Epoche nationaler Wiedergeburt eingeleitet". Dass er außerdem in der Ukraine mit Gewalt russische Sprache und Kultur durchsetzte, erwähnte Putin bei seinem Auftritt auf der Krim nicht.
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