Warum der achtmilliardste Erdenbürger vermutlich in Afrika lebt
1974 lebten vier Milliarden Menschen auf der Erde, knapp 50 Jahre danach sind es doppelt so viele. Laut Berechnungen der UNO knackt die Weltbevölkerung vermutlich heute, Dienstag, die Marke von acht Milliarden Erdenbürgern.
Und schon in 15 Jahren könnten es neun Milliarden sein.
Auch wenn der tatsächliche Zeitpunkt für die Geburt des achtmilliardsten Welt-Bewohners nicht exakt bestimmt werden kann – das Licht der Welt dürfte sie oder er höchstwahrscheinlich in Afrika oder Asien erblicken.
Hohe Geburtenrate
Südlich der Sahara liegt die Geburtenrate wegen des mangelnden Zugangs zu Bildung, Arbeit und Verhütung immer noch bei vier Kindern pro Frau, während die globale Durchschnittsfrau nur mehr 2,3 Kinder bekommt. Das ist etwas mehr, als es zum Erhalt des Status quo braucht.
Welche Folgen eine hohe Geburtenrate hat, zeigt das Beispiel Nigerias. 1960 hatte das westafrikanische Land rund 50 Millionen Einwohner, 1990 waren es schon 95 Millionen. Heute leben rund 219 Millionen Menschen und damit rund jeder sechste Afrikaner im Land, die Hälfte davon ist unter 18 Jahre alt.
Lebenserwartung steigt
Für die UNO ist die Erreichung der Acht-Milliarden-Marke vor allem das Ergebnis eines langsamen „Anstiegs der Lebenserwartung in Folge von Verbesserungen im Gesundheitswesen, der Ernährung, der persönlichen Hygiene und in der Medizin“.
Aber eben auch „das Ergebnis von hohen und beständigen Geburtenraten in einigen Ländern“, wie die Organisation in einem Bericht einräumt.
Indien überholt China
Geburtenraten weit über dem Durchschnitt werden allerdings nicht nur in Subsahara-Afrika verzeichnet, sondern etwa auch in Pakistan, auf den Philippinen oder in Indien.
Laut UN-Prognose wird der Subkontinent bereits kommendes Jahr das benachbarte China als bevölkerungsreichstes Land der Welt ablösen (China hat derzeit gut 1,4 Mrd. Einwohner, Indien liegt knapp darunter).
Mitte des Jahrhunderts sollen rund 1,6 Milliarden Menschen in Indien leben, die durchschnittlich 38 Jahre alt sind. Daran wird auch die seit Jahren betriebene Lockerung der chinesischen Ein-Kind-Politik nichts mehr ändern können.
Rückläufig
Auch wenn sich das weltweite Bevölkerungswachstum verlangsamen dürfte, rechnen die Vereinten Nationen bis 2050 mit 9,7 Milliarden Menschen. Der Zenit soll in den 2080er-Jahren mit 10,4 Milliarden Erdenbewohnern erreicht werden.
Ab dem Jahr 2100 soll die Weltbevölkerung dann schrumpfen – zumindest wenn die Experten Recht behalten, die ihren Kalkulationen eine optimistische Einschätzung der wirtschaftlichen Zukunft Afrikas samt Halbierung der Geburtenrate zugrunde legen.
In Europa wird es schon deutlich früher zu einem Bevölkerungsrückgang kommen. Seit Jahrzehnten übersteigt hier die Zahl der Todesfälle oft die der Geburten. Etliche Länder wachsen trotz hoher Lebenserwartung ihrer Bürger nur noch dank Zuwanderung.
Nach einem Bericht des Spiegel wird die Bevölkerungszahl Deutschlands von derzeit 83 Millionen ab der Mitte des Jahrhunderts dauerhaft auf unter 80 Millionen sinken. Länder wie Bulgarien, Litauen, Serbien oder die Ukraine könnten – auch durch Abwanderung – sogar ein Fünftel ihrer Einwohner verlieren.
Kommentare