Erstmals seit 16 Jahren gibt es keine Gewissheit, dass die CDU das Kanzleramt halten kann. Markus Söder spricht das an. „Es ist knapp, es wird sehr knapp werden, und jeder muss kapieren mit dem heutigen Tag, dass es echt um alles geht“, sagt Söder, der „keinen Bock auf Opposition“ habe. Laschets ehemaliger Rivale um die Kanzlerkandidatur ist als Chef der bayerischen Schwesterpartei CSU geladen und soll freundliche Worte für ihn finden. Söder macht es auf seine Art: Er verspricht „Armin“ zu unterstützen und fordert, dass man ihn vor Angriffen schützen müsse. Dabei hat er am meisten gegen ihn ausgeteilt. Noch am Vortag sagte er dem Münchner Merkur, dass in der Union „große Unruhe herrscht“. In Bayern könnten sie ein besseres Ergebnis erzielen, „wäre ich Kanzlerkandidat geworden“. Nun steht er auf der Bühne und erklärt, dass es nur mit Armin Laschet „klare Führung“ geben könne. Dann kommt Söder auf die Rufe nach dem Team zu sprechen, das Laschet unterstützen soll. Die CSU sei da natürlich dabei, so Söder, aber am Ende komme es auf den Kanzlerkandidaten an. Man kann diese Worte jetzt auch so interpretieren: Geht die Wah für die Union schlecht aus, wird es wohl nur einen geben, der das zu verantworten hat. Und der heißt dann Armin Laschet.
Danach hält Söder noch eine Art Rede zur Nation über die Corona-Politik und zeigt sich der vor ihm sitzenden Kanzlerin Angela Merkel als geläuterter Schüler: Er habe von ihr „wahnsinnig viel gelernt“, säuselt der Franke.
Merkels Auftritt wurde mit großer Spannung erwartet, hielt sie sich doch bisher aus dem Wahlkampf zurück. Jetzt greift sie ein – auch auf ihre Art: Sie zählt Laschets Vorzüge auf („Brückenbauer“, das „C“ – christlich – im Namen der Partei sei sein Kompass) und erklärt sich „zutiefst davon überzeugt“, dass er der nächste Kanzler werde – ohne direkt zu seiner Wahl aufzurufen. Lieber liefert Merkel etwas, das sie bisher nie tat – eine Art Bilanz: Von der Arbeitslosigkeit, die sie halbiert habe, bis zu Afghanistan, wo sie Fehler einräumt.
Laschet, der nach ihr zu Wort kommt, verspricht mehr Engagement in der Verteidigungs- und Außenpolitik. SPD und Grünen wirft er vor, dass sie sich vom NATO-Ziel verabschieden wollten (Rüstungsausgaben) und sich nicht genug um die soziale Frage beim Klimaschutz kümmerten. Überhaupt wolle er Deutschland schneller und digitaler machen, was mit Rot-Grün nicht gehe. Laschet übt sich damit in angriffigen Tönen, wohl ein Zugeständnis an jene, die sich einen feurigeren Wahlkämpfer wünschen.
Am Ende gibt er ihnen auch diesen: „Wir werden kämpfen, ich werde kämpfen, mit allem was ich kann, dass dieses Land nicht von Ideologen übernommen wird“, tönt Laschet. Die Parteijugend jubelt im Stehen. Das wird sie auch am 26. September tun – entweder vor einem künftigen Kanzler oder Oppositionsführer Armin Laschet.
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