Waffenlobby NRA zeigt sich betroffen
Schockiert, traurig und todunglücklich“ über die „schrecklichen und sinnlosen Morde“ zeigte sich die National Rifle Association NRA in einer Erklärung am Dienstag. Dass sie sich erst vier Tage nach den schrecklichen Ereignissen zu Wort melden, erklärten die mächtigen Waffenlobbyisten mit „Respekt vor den Angehörigen der Toten und ihrer Trauer“. Eine mögliche Änderung der Waffengesetze, wie von immer mehr Politikern gefordert, wurde in der kurzen Erklärung nicht thematisiert. Zumindest wurde Kooperationsbereitschaft signalisiert: „Die NRA ist bereit, sinnvolle Beiträge zu leisten, um zu helfen, dass so etwas niemals mehr geschieht.“
Neue Bluttat
Am Tag der lange erwarteten Erklärung zum Schulmassaker von Newtown, Connecticut, kam es am Dienstag wieder zu einem Blutbad: In Colorado erschoss ein Mann in einem Wohnwagenpark bei Longmont drei Menschen, ehe er sich selbst tötete.
Ein weiterer Anlass für immer heftigere Diskussionen über strengere Waffengesetze, nachdem der 20-jährige Adam Lanza am Freitag mit mehreren Waffen in eine Volksschule gestürmt war und 20 Kinder und sechs Erwachsene tötete. Das Ausmaß dieser Tragödie scheint nun auch einige Verfechter der Waffenfreiheit zum Umdenken zu bewegen. So schlossen sich die beiden Demokraten Joe Manchin, Senator aus West Virginia, und Mark Warner, Senator aus Virginia, der Zahl von Politikern in Washington an, die sich für schärfere Waffengesetze einsetzen.
Bisher hatten beide dies entschieden abgelehnt; Manchin und Warner zählen zu den Unterstützern der Waffenlobby. Manchin ist sogar Mitglied der National Rifle Association (NRA), die die Waffenlobby anführt. Die Politiker denken nun über bessere Kontrollen und Verbote von Sturmgewehren nach. Eine Maßnahme, die Präsident Barack Obama unterstützt.
Laut einer Umfrage befürworten seit dem Massaker mehr US-Bürger schärfere Gesetze. Eine Erhebung von Reuters und Ipsos ergab, dass 50 Prozent der Befragten dafür plädierten, den Waffenbesitz strenger zu regeln. Kurz vor dem Amoklauf waren nur 42 Prozent dafür. Nach dem Blutbad von Newtown trennt sich der US-Finanzinvestor Cerberus Capital Management vom Waffenhersteller Freedom Group. Der Verkauf werde unverzüglich beginnen, hieß es gestern, Dienstag, bei Cerberus. Der Finanzkonzern hatte den Waffenhersteller Bushmaster 2006 gekauft. Attentäter Lanza hatte ein Sturmgewehr vom Typ Bushmaster AR 15 benutzt. In Newtown sind am Montag und Dienstag erste Opfer des Massakers, vier sechsjährige Kinder, zu Grabe getragen worden. „Wenn man diese kleinen Särge sieht, bricht es einem das Herz“, so der Gouverneur von Connecticut, Dan Malloy.
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