Kenia: Von der Weide in die Hirtenschule

Kenia: Von der Weide in die Hirtenschule
Tagsüber müssen die Buben und Mädchen die Herden beaufsichtigen, am Abend wird gepaukt - wenn nicht gefährliche Wildtiere den Weg zur Schule verunmöglichen.

Müde hängen die Buben und auch ein paar Mädchen über ihren Büchern und Heften. Das spärliche Licht im Klassenzimmer, gespeist von einer kleinen Solaranlage, trägt auch nicht dazu bei, munterer zu werden. Und dennoch kommen die sechs- bis zehnjährigen Hirtenkinder abends hier her in die Hirtenschule von Barsaloi, um die Basics in Kisuaheli, Englisch und vor allem Mathematik zu lernen.

„Tagsüber sind sie bei den Herden ihrer Familien, da bleibt keine Zeit für Schule, daher haben wir dieses Abendangebot“, sagt der Lehrer Silvester Adero. Der Weg in die Schule und zurück in die Dörfer sei nicht ungefährlich, fügt der 26-Jährige hinzu, denn Löwen, Leoparden oder Hyänen stellten eine ständige Bedrohung dar. „Und wenn Elefantenherden in der Region durchziehen, ist den Kleinen der Weg zu uns überhaupt versperrt.“

Deswegen schwanke die Klassengröße zwischen 25 und 50, so der engagierte Pädagoge und Pastoralassistent. Das habe zusätzlich auch damit zu tun, dass die Familien in Dürrezeiten (wie etwa heuer) zu Weideflächen zögen, die viele, viele Kilometer von Barsaloi entfernt lägen.

In der Schule, deren Betrieb von Spendengeldern der Dreikönigsaktion ermöglicht wird, erhalten die Buben und Mädchen Porridge, den hier weitverbreiteten Maisbrei, für manche die einzige Mahlzeit, weil die Dürre die Armut vieler Familien verschärft hat.

Was er am Tollsten finde, wird Ambrose gefragt. „Dass ich lerne, zu zählen. So weiß ich jetzt immer, ob die Herde vollständig ist“, sagt er mit einem Lächeln – und macht sich auf den Heimweg. Denn morgen nach der Dämmerung muss er mit seinen sechs Jahren Ziegen und Kühe erneut zum Grasen führen.

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