Verletzte Österreicher bleiben in Ägypten
Nach dem Angriff auf das Hotel Bella Vista in der ägyptischen Touristenhochburg Hurghada am Freitag wird das Urlauberpaar Wilhelm und Renate W. aus Niederösterreich trotz "leichter Verletzungen", wie es zunächst hieß, noch immer im Spital behandelt. Die Frau erlitt Schnittverletzungen am Rücken. Sie und ihr Mann sollen noch einige Tage stationär behandelt werden.
Zu den Motiven kursieren verschiedene Theorien: Vom Terroranschlag bis zu einem Raubüberfall. Die Angreifer hatten zwar eine IS-Fahne dabei, offiziell bekannte sich die Terrormiliz aber nicht dazu. IS-treue Gruppen standen zuletzt aber hinter Anschlägen in Ägypten (siehe Zusatzbericht).
Der ägyptische Tourismusminister Hicham Zazou vermutet hinter dem Vorfall in Hurghada Amateure. "Sie haben Messer benutzt. Wenn jemand eine wirklich schreckliche Tat begehen möchte, verwendet er nicht nur Messer", sagte Zazou laut der Nachrichtenagentur AFP. Einer der Angreifer – ein 21-jähriger ägyptischer Student – wurde bei dem Anschlag getötet, der zweite schwer verletzt.
Das Botschaftsteam kümmert sich vor Ort nicht nur um das verletzte Ehepaar, sondern auch um andere Österreicher, die derzeit in dem Badeort urlauben. Nach Schätzungen sind das rund 600. Insgesamt sollen sich in der Region rund um das Rote Meer etwa 1200 Österreicher aufhalten. "Jene, die mit uns in Kontakt getreten sind, sind natürlich besorgt, und wir rufen sie zu einem umsichtigen Verhalten auf. Um das Risiko aber wirklich einschätzen zu können, müssen wir noch das Ergebnis der Ermittlungen abwarten", sagt Schnöll. Konkrete Wünsche nach einer früheren Abreise sind ihm nicht bekannt.
In einem Hotel in der Nähe des Angriffsorts sind mehrere Österreicher untergebracht – von ihnen dürfte bisher aber niemand vorzeitig an einen Heimflug denken.
Kein Gratis-Storno
Auch vom Reiseveranstalter TUI heißt es, dass diesbezüglich nur "vereinzelt" Anfragen gegeben habe – nicht nur aus Österreich, sondern laut TUI-Sprecherin Kathrin Limpel auch aus Deutschland und Großbritannien.
Werde dies jedoch konkret gewünscht, könne dies mithilfe des TUI-Teams an Ort und Stelle organisiert werden – ohne zusätzliche Kosten.
Anders als bei früheren Anschlägen bietet TUI diesmal kein kostenloses Storno an. "Es gelten die üblichen Umbuchungs- und Stornobedingungen", betont Limpel. Sie hält aber offen, dass in Einzelfällen Kulanzlösungen möglich seien.
Weil das deutsche Außenamt Urlaubern bereits rät, keine Ausflüge zu unternehmen, hat auch TUI als Vorsichtsmaßnahme das gesamte Ausflugsprogramm bis Ende Jänner abgesagt.
Der Angriff dürfte die Reiselust des Ehepaares W. übrigens nicht getrübt haben. Dem Vernehmen danach wollen sie ihren Urlaub nach dem Krankenhausaufenthalt wie geplant fortsetzen.
Bei einem Schussattentat auf das Auto eines Polizeioffiziers im Westen Kairos starben zwei Personen. Laut Innenministerium war der Kommandant mit einem Rekruten unterwegs, als der Wagen unter Beschuss geriet. Beide Insassen starben. Zu den Tätern machten die Behörden keine Angaben. Zuletzt hatten sich aber islamistisch motivierte Angriffe auf ägyptische Sicherheitskräfte massiv gehäuft – vor allem in Kairo und auf dem Sinai. Zuletzt haben IS-treue Gruppen auf dem Sinai angeblich auch eine Gas-Pipeline gesprengt.
Seit dem erneuten Verbot der Muslimbruderschaft und der Inhaftierung von Ex-Präsident Mursi durch die de facto Militärregierung unter Präsident al Sisi hat der islamistische Untergrund in Ägypten massiv Zulauf.
Notiz am Rande: Auch Mursis Vorgänger bleibt in Haft. Ein Gericht in Kairo wies die Berufung gegen eine dreijährige Haftstrafe wegen Korruption gegen Langzeitherrscher Mubarak ab.
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