Vereitelter Anschlag in Brüssel: "Schon mulmig"

Angreifer zündete Bombe beim Zentral-Bahnhof, Soldaten schossen den Mann nieder. Terrorangst in Brüssel: Wie konnte das erneut passieren?

"Ein bisschen mulmig ist mir schon zumute", gesteht Chantal, als sie am Morgen in die U-Bahn steigt, die sie zu ihrer Arbeit im Zentrum Brüssels bringen soll. Der Weg der jungen Friseurin führt am Zentralbahnhof der belgischen Hauptstadt vorbei. Dort, wo Dienstag Abend um genau zwanzig Uhr dreißig eine kleine Bombe explodierte. Ein Sprengsatz mit wenig tatsächlicher, aber umso größerer psychologischer Wirkung.

Rund zwölf Stunden nach dem, was die Behörden in Brüssel als gescheitertes Attentat bezeichnen, fühlt man sich in der europäischen Hauptstadt erneut verwundbar. Zwar konnte Schlimmeres verhindert werden, doch die Verunsicherung bleibt. Wie konnte das erneut passieren? Und das nur 15 Monate nach den verheerenden Attentaten von März 2016, bei dem 32 Menschen ums Leben gekommen waren.

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Bombe gezündet

Ein Mann hatte Dienstag Abend in einem kleinen Koffer, den er hinter sich hergezogen hatte, in einer Zugangshalle des Gare Central eine Bombe gezündet. Diese war mit Nägeln versehen - der Anschlag hätte verheerend enden können. Dort patrouillieren regelmäßig mehrere, bis an die Zähne bewaffnete Soldaten. Sofort waren sie zur Stelle und schossen den etwa 30 jährigen Mann nieder. Er war der Polizei bekannt, nicht allerdings wegen terroristischen Hintergrunds.

Name wird noch nicht bekannt gegeben

Es sei noch zu früh, den Namen des Täters bekanntzugeben, so Belgiens Innenminister Jan Jambon. "Wir müssen nun auch schauen, wie sich der Mann radikalisieren konnte", sagte Jambon. Um 9 Uhr findet eine Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates statt.

In Belgiens Morgensendungen rufen Hörer und Zuseher an, um sich bei ihren Sicherheitskräften zu bedanken. "Danke, danke, danke, dass Ihr noch Schlimmeres verhindert habt", meint eine Hörerin des Senders RTL Info. An den Anblick der überall präsenten belgischen Soldaten, mit ihren halbautomatischen Waffen vor der Brust, haben sich die Menschen in Brüssel längst gewohnt. Jetzt erstmals kommt das Gefühl auf, auch tatsächlich Schutz zu bekommen. Und das Thema der rund hundert Millionen Euro, der ihr Einsatz jährlich kostet, ist plötzlich vergessen.

Noch mehr Sicherheitsvorkehrungen

Noch einmal sollen nun alle Sicherheitsvorkehrungen verstärkt werden. Der Sommer ist da, und in Brüssel löst ein Festival das andere ab, Tausende Touristen werden in den kommenden Wochen erwartet. Man weiß, es soll in Belgien an die knapp sieben hundert so genannte Gefährder geben. "Aber was soll man machen", fragt Herve, als er die Tür zu seinem Büro aufsperrt. "Deswegen werde ich jetzt den Kopf auch nicht in den Sand stecken. Ich kann nur hoffen, dass unsere Leute, unsere Polizei beim nächsten Mal genauso schnell reagiert." Rechnet er denn mit einem nächsten Mal? Er zuckt mit den Schultern. "Das kann ja überall auf der Welt passieren."

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