Van der Bellen & Hofer über US-Wahl

Alexander Van der Bellen: "Ein Weckruf für die Wahl"

KURIER: Sind Sie schockiert, oder haben Sie mit einem Sieg Trumps gerechnet? Alexander Van der Bellen: Der Ausgang der Wahl war für viele Menschen angesichts des Wahlkampfstils von Trump sicherlich ein Schock. Das Ergebnis ist natürlich zu respektieren. Europa und die ganze Welt werden jetzt sensibel darauf achten, wie der neue Präsident mit den Herausforderungen umgehen wird, vor denen die USA stehen. Der US-Präsident steht vor der Aufgabe, zu versöhnen.

Glauben Sie, dass populistische Parteien in Europa von Trumps Wahl profitieren?

Österreich und Europa sind jetzt umso mehr gefordert, mit Vernunft und Zuversicht Lösungen für die aktuellen Probleme unserer Zeit zu erarbeiten und dabei Partei- und Klientelinteressen hintanzustellen. Rechtsdemagogische Propaganda bietet erfahrungsgemäß keine nachhaltigen Lösungen für die Sorgen der Bürger.

Lässt Trumps Erfolg Rückschlüsse auf die Bundespräsidenten-Wahl in Österreich zu?

Die US-Wahl ist sicherlich ein Weckruf für die Bundespräsidentschaftswahl. Ich denke, die Mehrheit der Österreicherinnen und Österreich wünscht keine Polarisierung und Spaltung, wie sie im US-Wahlkampf sichtbar geworden ist.

Haben Sie Angst, dass Sie ein Hillary-Schicksal erleiden?

Ich will diese Wahl gewinnen. Aber es wird eine sehr knappe Entscheidung. Das sollte allen bewusst sein, die nicht wollen, dass wir in Österreich Chaos, Experimente und Unsicherheit bekommen. Ich appelliere daher an die Bevölkerung und die vielen, die sich jetzt Sorgen machen, am 4. Dezember wirklich zur Wahl zu gehen.

Norbert Hofer: "Die Eliten werden vom Volk abgewählt"

KURIER: Sind Sie schockiert, oder haben Sie mit dem Sieg Trumps gerechnet?Norbert Hofer: Demokratische Wahlergebnisse sind nie schockierend. Ich nehme die Entscheidung der Amerikaner zur Kenntnis und gratuliere Donald Trump zu seinem Wahlerfolg.

Glauben Sie, dass populistische, rechtsgerichtete Parteien in Europa von Trumps Wahl profitieren? Nein, allein schon, weil die Wahlen auf unterschiedlichen Kontinenten stattfinden, es andere Wahlsysteme gibt. Einzig: Irgendwann zeigt sich, dass die Eliten, die sich nicht ums Volk kümmern, von diesem auch wieder abgewählt werden.

Lässt Trumps Erfolg Rückschlüsse auf die Bundespräsidenten-Wahl in Österreich zu? Nein. Es zeigt sich nur in den Reaktionen, dass mein Zugang vor der Wahl – bei dem ich staatsmännisch neutral geblieben bin – ein besserer war als jener von Alexander Van der Bellen mit seinen wüsten Trump-Beschimpfungen.

Glauben Sie, dass Sie vom Trump-Sieg profitieren werden? Die Bundespräsidentenwahl ist eine Persönlichkeitswahl. Ich profitiere von meiner eigenen Glaubwürdigkeit und nicht von der anderer Personen.