Biden war nicht immer so, das macht die ganze Sache noch tragischer. Er war schlagfertig, der lustige Sidekick Obamas, der vor allem außenpolitisch wirklich was drauf hatte, aber immer ein loyaler Zweiter war. Seine Verlässlichkeit war auch ein Grund, warum die Demokraten ihn nach 2020 nochmals ins Rennen schicken wollten, doch schon lange vor seiner Kandidatur war sichtbar: Die vier Jahre im Oval Office haben ihm mehr zugesetzt als alle zuvor.
Was am Donnerstag zu sehen war, war darum eine Katastrophe mit Anlauf. Nur aus Angst vor einer internen Richtungsdebatte hatten sich die Demokraten auf den alten Kandidaten eingeschworen, auch Bidens Ego spielte eine Rolle. Eine Wahl der Bequemlichkeit, die völlig verkannte, um was es hier geht: Um das wichtigste Amt der Welt, um den Job, der die Welt so richtig in Schieflage bringen kann.
Schon Trump hat das Präsidentenamt zur Karikatur werden lassen, die Republikaner haben ihm das aus Machthunger durchgehen lassen. Wenn die Demokraten, die sich stets ach so staatstragend geben, das jetzt auch Biden erlauben, wäre das umso bitterer.
Gesichtswahrend – vor allem für Biden selbst – wäre ein Kandidatenwechsel auf den letzten Metern. Nur: Einem neuen Kandidaten wird die Trump-Kampagne jeden noch so kleinen Fehltrit vorrechnen, ihn kleinmachen, so undemokratisch wie möglich. Der Wahlkampf wird also bitter – mit oder ohne Biden.
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