Nach dem US-Angriff auf den Iran: Warum Trumps "Mega-Erfolg" jetzt bröckelt

US-Präsident Donald Trump
Erst "ausgelöscht", dann "verzögert": Der US-Präsident kommt ins Straucheln. Wo ist das Uran? Wie groß ist der Schaden wirklich?

Wenn Donald Trump von seinen Untergebenen eines verlangt, dann das: „Stay on Message” - übersetzt etwa: Haltet den Kurs. Bezogen auf die Bewertung der massiven Bombenangriffe auf drei iranische Atomanlagen heißt das: Trumps erste Charakterisierung, vorgenommen in seiner Rede an die Nation am Freitagabend, muss durchgehalten werden. 

Demnach war der größte Tarnkappen-Bomber-Einsatz seit 2001 ein „spektakulärer militärischer Erfolg”. Das Nuklearprogramm Teherans sei „komplett und vollständig ausgelöscht” worden.

Die Absolutheit der Aussage verwunderte Experten umgehend. Denn zur Schadensermittlung in der unterirdischen Uran-Anreicherungsanlage Fordo, die mit sechs Bunker brechenden Mega-Bomben attackiert worden war, konnten naturgemäß kurz nach der Operation „Mitternachtshammer” keine verlässlichen Daten vorliegen.

Schon am Sonntagmorgen wurden erste Risse in der Regierungsdarstellung deutlich. Verteidigungsminister Pete Hegseth, ein ehemaliger Fernseh-Moderator, äußerte sich begeistert zu Trumps angeblichem Erfolg - das iranische Nuklearprogramm sei „umgehauen“ worden.

Dagegen vermied Amerikas ranghöchster Militär jede Festlegung, sprach nur von „schweren Schäden”. Für eine vollständige Schadensbemessung, sagte General Dan Caine, der neue Chef der Vereinigten Stabschefs, sei es zu früh. Der Frage, ob der Iran an nicht bombardierten oder nicht bekannten Orten, auf dem Weg zu waffenfähigem Uran sein könnte, wich Caine aus.

Die Kakophonie wurde noch größer, als sich Vize-Präsident JD Vance im Fernsehen zur Sache äußerte. Er schloss sich Trumps Formulierung von der „vollständigen Auslöschung” der Atom-Kapazitäten nicht an, sprach davon, dass das Programm der Iraner „erheblich zurückgeworfen” und „verzögert” worden sei. Ähnlich ließ sich Außenminister Marco Rubio vernehmen.

Die Zweifel mehren sich

Parallel dazu wurden die Zweifel immer lauter. Diverse Experten betonten, dass die Schadenserhebung ein komplizierter Prozess sei, indem Geheimdienst-Informationen, die Expertise von Spionen und abgefangene Kommunikation ausgewertet werden müsse.

Keinesfalls seien Satelliten-Luftaufnahmen von Löchern in einem Fels-Massiv (Fordo) aussagekräftig genug, um die Bombardierung als Erfolg zu bezeichnen.

IRAN-US-ISRAEL-CONFLICT

Attackierte iranische Atomanlage Isfahan

Zumal nicht ausgeschlossen werden könne, dass der Iran als Vorsichtsmaßnahme hoch angereichertes Uran in der Größenordnung von cirka 440 kg vor den US-Angriffen an einen sicheren Dritt-Ort gebracht hat. An diesem Punkt ist die Trump-Argumentation besonders verwundbar: Vize-Präsident Vance räumte ein, dass die USA derzeit nicht wüssten, wo sich der „Rohstoff” für eine Atombombe  befindet.

Rafael Grossi, Chef der Internationalen Atomenergie-Behörde in Wien, schüttete bei seiner Live-Schalte in die Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates weiter Wasser in Trumps Wein. Es gebe offenkundig schwere Schäden an den drei Atom-Standorten, sagte er. Aber ohne Inspektoren am Boden könne heute „niemand” belastbar sagen, wie sehr das Atomprogramm beeinträchtigt ist. 

Am Ende rückte Donald Trump am Sonntagabend von seiner ersten apodiktischen Erfolgsmeldung ab, ging quasi zu sich selbst auf Distanz: „Der Schaden (an den iranischen Atomanlagen - d. Red.) wird als monumental bezeichnet”, sagte der Präsident fast kleinlaut.

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