Bomben auf den Iran: Was Trump mit dem US-Kriegseintritt riskiert

Seine verrückt anmutende Zollpolitik, sein Schielen auf Grönland, sein Kampf gegen die eigenen Elite-Unis, sein eigenmächtiges Entsenden der Nationalgarde nach Kalifornien – all das mutet fast unspektakulär, geradezu langweilig an gegen das Risiko, das Donald Trump in der Nacht auf Sonntag eingegangen ist: Den Iran anzugreifen und sich an der Seite Israels im Krieg gegen die Islamische Republik anzuschließen.
Warum?
Wäre der Iran ein Staat, der nach "normalen" politischen Kategorien agieren würde, müsste er jetzt eigentlich sofort die Weiße Fahne schwenken und um Verhandlungen ansuchen, um einen Ausweg aus Angriffen und Gegenangriffen zu suchen. Und seltsamerweise scheint das auch ausgerechnet jener US-Präsident anzunehmen, der selber auch so selten nach nachvollziehbaren rationalen Maßstäben vorgeht.
Iran: Geschlagen und eingeschüchtert?
Trump scheint darauf zu setzen, dass der Iran nach den schweren israelischen Schlägen, auch schon im Vorjahr, bereits so geschwächt ist, dass er sein nächtliches Eingreifen als nur kurzes Bombardement darstellen kann. Dass es natürlich "großartig und erfolgreich" war, darf man gemäß der Trump-Diktion getrost annehmen. Derartig geschlagen und eingeschüchtert müsste der Iran jetzt - aus Sicht Trumps - die USA um eine Einigung bitten – und Vergeltungsmaßnahmen tunlichst bleiben lassen.
Käme es wirklich so, wäre dem 47. Präsidenten der USA etwas gelungen, das alle US-Präsidenten der USA der vergangenen 20 Jahre vergeblich versucht haben: den Iran von dessen Atomprogramm abzubringen. Aber Trump geht dennoch das größte Risiko ein, seit Ex-Präsident Bush 2003 die USA in den Irak-Krieg führte. Es war genauso ein Krieg, wie ihn Trump nie wieder wollte und weswegen ihn seine kriegsmüden Anhänger in den USA wieder gewählt haben.
Die USA und der Nahost-Krieg
Freilich, Bodentruppen wird Donald Trump nicht in den Iran schicken und auch das Ziel eines "regime changes" ist dem Herrn im Weißen Haus herzlich egal. Aber schon in seiner ersten Rede nach den Angriffen kündigte Trump an, er sei bereit, den Militäreinsatz gegen den Iran notfalls auszuweiten. Und damit steht sie schon wieder düster auf dem Horizon: Die Gefahr, dass die USA doch in einen weiteren Nahost-Krieg hineinschlittern, mit unabsehbaren Folgen.
Denn der Iran ist eben kein Staat, der sich mit "normalen Maßstäben" messen lässt. Sein Oberster Führer ist ein Gottesmann, seine Anhänger agieren oft mehr nach religiösen, denn nach rein machtpolitischen Zielen.
Und so bleibt nun vorerst unvorhersehbar, ob die Mullahs in Teheran das Land dazu zwingen, in märtyrerhafter Art zurückzuschlagen oder vor der weltlich-militärischen Supermacht USA und Israel in die Knie gehen.
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