USA: Historische Zahl "untreuer Wahlmänner"

Jetzt ist Trump wirklich gewählt.
Am Montag traten die 538 Wahlmänner an die Urnen und machten das Ergebnis der Bevölkerungswahl vom 8. November offiziell.

Donald Trump ist der 45. Präsident der Vereinigten Staaten (kurier.at berichtete). Nach der Wahl des Electoral College (Wahlleutekollegium) zu Wochenbeginn steht das nun fest. Die Wahl ist wohl aus vielerlei Hinsicht historisch, nicht zuletzt weil in Summe sieben Wahlmänner nicht für den von ihnen im Vorfeld unterstützten Präsidentschaftskandidaten gestimmt haben. Ein Rekordwert, wie die New York Times berichtet.

Dabei fällt auf: Neben zwei trumpschen Wahlmännern wurden insgesamt fünf Wahlmänner mit demokratischer Gesinnung abtrünnig.

Sieben "untreue Wahlleute"

In Washington, ein Bundesstaat, der vor dem Parteitag der Demokraten stark mit dem parteilosen Senator des Bundesstaates Vermont, Bernie Sanders, sympathisierte, stimmten drei von zwölf Wahlmännern für Colin Powell, ehemaliger Außenminister der Vereinigten Staaten. Der ehemalige General der US-Army bekleidete in der ersten Amtszeit des republikanischen US-Präsidenten George W. Bush (2001–2005) dieses Amt. Ein weiterer wählte Faith Spotted Eagle, Umweltaktivistin mit indigenen Wurzeln aus dem Bundesstaat South Dakota. In Hawaii entschied sich ein demokratischer Wahlmann in letzter Sekunde ebenfalls gegen Clinton und schenkte Sanders seine Stimme.

In Texas weigerten sich zwei republikanische Wahlmänner, Trump zu unterstützen. Sie wählten stattdessen die republikanischen Parteimitglieder John Kasich, Gouverneur des Bundesstaates Ohio, und Ron Paul.

USA: Historische Zahl "untreuer Wahlmänner"

Wahlleute dem Wählerwillen verpflichtet

In der Regel ist die Zusammenkunft der Wahlmänner nach der Stimmabgabe der Bevölkerung eine reine Formalität. Die Wahlmänner sind zwar eigentlich verpflichtet, dem Wählerwillen Folge zu leisten, tun sie dies nicht, gilt ihre Stimme trotzdem. Hier gibt es jedoch Unterschiede zwischen den verschiedenen Bundesstaaten. Während die Wahlmänner in manchen Bundesstaaten in ihrer Entscheidung frei sind, also auch entgegen dem Wählerwunsch abstimmen könnten, sind die Wahlmänner in anderen Bundesstaaten per Gesetz – und zusätzlich oft per Gelöbnis an den Staat oder ihre Partei – dazu verpflichtet, nur für einen bestimmten Kandidaten abzustimmen. Einige Staaten sehen sogar 1.000 US-Dollar Strafe für Wahlmänner vor, die nicht den Wählerwillen repräsentieren. In anderen sieht das Gesetz vor, dass sogenannte "untreue" Wahlmänner ersetzt werden.

In der Praxis werden in jedem Staat nur die Unterstützer eines Präsidentschaftskandidaten als Wahlmänner bestimmt. Ein Wahlmann, der entgegen dem Wählerwunsch abstimmt, wird als "faithless elector", zu Deutsch "untreuer Wahlmann", bezeichnet. Obwohl es bereits mehrfach Wahlmänner gab, die entgegen dem Wählerwillen in ihrem Bundesstaat abgestimmt haben, wurde dadurch noch nie das Endergebnis einer Präsidentschaftswahl beeinflusst.

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