Wie die US-Wahl die heimische Wirtschaft beeinflusst

Wer Präsident der USA wird, hat auch Auswirkungen auf die österreichische Export-Wirtschaft.

Österreich ist ein Exportland. So weit, so bekannt. Alleine im vergangenen Jahr wurden Waren im Wert von über 131 Milliarden Euro in die ganze Welt exportiert. Der wichtigste Markt dabei ist Deutschland mit einem Volumen von gut 39 Milliarden Euro. Direkt danach – wenngleich mit deutlichem Abstand - stehen die Vereinigten Staaten von Amerika. Über 9 Milliarden Euro bzw. 6,9 Prozent der österreichischen Exportleistung werden von den USA beglichen. Umgekehrt kaufen wir Waren für gut 5,2 Milliarden Euro ein. Es bleibt also ein Plus von knapp 4 Milliarden. Fragen und Antworten zu Österreichs Wirtschaft in den USA und wofür welcher Präsidentschaftskandidat steht.

Wie die US-Wahl die heimische Wirtschaft beeinflusst
Neue Fassung: Angabe der Werte von 2005 Entwicklung Importe und Exporte seit 2005 - Kurvengrafik; größte Außenhandelspartner - Tortengrafik; GRAFIK 0201-16, 88 x 106 mm

Wie viele österreichische Firmen sind direkt in den USA tätig?

Laut Rudolf Thaler vom Österreichischen Außenwirtschaftscenter Los Angeles gibt es in den Vereinigten Staaten zwischen 600 und 700 österreichische Unternehmen.

Wer sind die österreichischen Big Player in den USA?

Einen Großteil der Exporte machen Maschinen und Fahrzeuge aus (mehr als die Hälfte), außerdem Medizin- und Pharmaexporte, sowie Energy Drinks. Daran lassen sich die Big Player schon erkennen. In der Liste der größten Exporteure finden sich unter anderem Magna, BMW Steyr, voestalpine, Rosenbauer, Baxter, Glock und Red Bull.

Für den Energy-Drink-Hersteller aus Salzburg sind die USA allerdings nicht nur Exportland, sondern der Kernmarkt schlechthin. Ebenfalls ist die Koffeinbrause für 95 Prozent österreichischer Exporte im Lebensmittelbereich verantwortlich. Nicht nur das Getränk selbst, auch mit PR-Coups wie der Mission Stratos macht Red Bull Geld. Nicht umsonst gilt die Salzburger Marke in den USA als eines der innovativsten Unternehmen in der Unterhaltungsindustrie.

Ähnliches gilt für die Waffenschmiede Glock. Mehr als die Hälfte des Umsatzes im vergangenen Jahr (501,6 Millionen Euro) wurde in den USA generiert. Und ebenfalls ähnlich wie Red Bull, hat die Firma auch abseits des Kernproduktes Erfolg.

Wie die US-Wahl die heimische Wirtschaft beeinflusst
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Was sind die Leuchtturm-Projekte?

Neben den bekannten Marken wie eben Red Bull und Glock, gibt es noch eine Vielzahl von Projekten, für die österreichische Unternehmen verantwortlich sind. Beispielsweise lieferte die Lenzing AG den Kunstrasen für das 1,2 Milliarden Dollar teure Stadion der Dallas Cowboys. Dort fand 2011 der Super Bowl statt.

Doka-Schalplatten verwenden nicht nur österreichische Häuselbauer, sondern auch amerikanische – dort nur in etwas größerem Stil. Die Firma aus Amstetten setzt in den USA auf den wachsenden Hochhausbau-Markt und damit offensichtlich auf das richtige Pferd. Mit ihrer offiziell ausgezeichneten Selbstkletterschalung sind sie in den Großstädten der USA allgegenwärtig.

Die Liste lässt sich fast unbegrenzt fortführen. Beispielsweise darf Steyr Motors für die US Navy 400 Patrouillenbooten ausrüsten, Frequentis AG beliefert die NASA mit Sprachkommunikation, auf den Straßen San Franciscos fahren Stadtbahnwagen von Siemens Österreich und Getzner Werkstoffe GmbH aus Vorarlberg lässt die U-Bahn in New York City mit einer elastischen Lagerung des Fahrweges leise dahingleiten. Laufen nicht gleiten heißt es mit Runtastic, dem wahrscheinlich erfolgreichsten Start-Up Made in Austria.

Ändert sich etwas durch den neuen Präsidenten?

Wie es mit den österreichischen Exporten weitergeht, hängt auch vom zukünftigen Präsidenten der USA ab. „Eines ist aber jetzt schon sicher: beide Präsidentschaftskandidaten werden das Budgetdefizit mehr oder weniger vergrößern“, meint Rudolf Thaler dazu. Ändern wird sich allerdings nicht nur das Defizit, da sind sich auch Chefökonomen sicher. Denn egal, ob der Republikaner Donald Trump Präsident wird oder die Demokratin Hillary Clinton: Beide Kandidaten wollen im Umgang mit Handelspartnern und Konkurrenten andere Saiten aufziehen und Amerikas Interessen stärker durchsetzen.

Die Schwerpunkte der beiden Kandidaten

Trump und Clinton setzen in ihren wirtschaftspolitischen Konzepten unterschiedliche Akzente. Für Clinton rangiert der Mittelstand als Basis einer starken Industrie, auch im Bereich der kleineren Firmen, ganz oben. Sie will ihn fördern und ihm angesichts wachsender sozialer Unterschiede bessere Perspektiven geben. Trump dagegen will Amerika „wieder groß“ in der Welt machen, gerade in der Wirtschaft. In allen Bereichen - sei es bei täglichen Kaufentscheidungen, in Handelsabkommen, bei Investitionen der Unternehmen: Sein Motto lautet „Amerika zuerst“.

Die Steuerpolitik

Ein wichtiges Schlachtfeld ist die Steuerpolitik. Trump tritt für drastische Steuersenkungen auf allen Ebenen ein: für die Bürger aller Einkommensklassen und auch die Unternehmen. Er spricht von der größten „Steuerrevolution“ seit der Reform von Präsident Ronald Reagan in den 80er Jahren. Die Höchstsätze will er gerade für Firmen kappen und sie damit im internationalen Wettbewerb in eine bessere Position bringen.

Clinton setzt auf einen Mix aus Entlastungen und Steuererhöhungen. So will sie Millionären und Milliardären einen Steueraufschlag verpassen. Unternehmen, die Gewinne in Steueroasen fließen lassen, will sie steuerlich bestrafen. Schlupflöcher für Firmen und Privatpersonen will Clinton schließen. Dagegen sollen Arbeitnehmerhaushalte und Familien entlastet werden. Firmen, die statt im Ausland in den USA investieren, sollen begünstigt werden. Gleiches gilt für Familien, die alte und kranke Verwandte pflegen.

Industrie stärken

Clinton und Trump wollen die Industrie stärken. In einer Zielsetzung sind sie sich einig: „Bessere Jobs und höhere Löhne“. Trump will „der größte jobproduzierende Präsident“ der US-Geschichte werden. Clinton kündigt an, sie werde mehr als zehn Millionen Jobs schaffen.

Für Trump funktioniert das über Investitionen, aber vor allem über steuerliche Entlastungen, weniger Regulierung, weniger Bremsen durch Umweltgesetze und andere Vorschriften. Clinton will gleich nach ihrem Amtsantritt das größte Investitionsprogramm seit dem Zweiten Weltkrieg anstoßen. Von einem Gesamtumfang von 275 Milliarden Dollar über fünf Jahre ist die Rede - aus staatlichen und privaten Quellen. Aber auch die Arbeitnehmer sollen besser dastehen. So will Clinton den Mindestlohn drastisch erhöhen.

Die Gefährdung von US-Arbeitsplätzen durch Billigwaren aus dem Ausland wollen Clinton wie Trump unterbinden. Trump spricht von Strafzöllen, die er auf bestimmte Importe aus Mexiko, China oder anderen Ländern erheben will. So weit geht Clinton nicht. Trump wie Clinton wollen aber insbesondere China die Stirn bieten, wenn die nach den USA zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Welt auf Kosten der Handelspartner mit einem niedrigen Währungskurs oder Dumpingpreisen versucht, sich Vorteile zu verschaffen. Während Trump in der Handelspolitik generell den Beschützer der US-Wirtschaft spielen will, gibt sich Clinton überzeugt: Die USA sind stark genug, um sich im Wettbewerb zu behaupten.

Und was ist mit TTIP?

Überraschend einig sind sich Trump und Clinton in ihrer Ablehnung aktueller Freihandelsabkommen, wie der nordamerikanischen Nafta-Vereinbarung und dem vor der Umsetzung stehenden transpazifischen Abkommen TPP. Dazu hatte Clinton vor nicht allzu langer Zeit eine andere Auffassung. Allerdings geht sie nicht so weit wie Trump, die Globalisierung selbst infrage zu stellen. Das Freihandelsabkommen TTIP mit der EU spielt im Wahlkampf zwar kaum eine Rolle. Trump hat aber auch hier Ablehnung signalisiert. Für ihn schadet ein freierer Zugang der Europäer zum US-Markt schlichtweg den US-Firmen. Auch Clinton ist skeptisch.

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