Das Spielfeld vor dem Weißen Haus

Selten war Sport so wichtig in einem US-Wahlkampf, selten agierten die Athleten so politisch.

Der Präsidentschaftswahlkampf in den USA ist vor allem eines: teuer. Mehr als zwei Millionen Dollar gab Donald Trump allein für Baseball-Kappen mit dem Slogan "Make America great again" aus. Doch selbst der Selfmade-Mann ist auf Geldgeber angewiesen. Insgesamt sammelten beide Kandidaten 1,1 Milliarden an Wahlspenden.

Einer der Unterstützer ist Alex Rodríguez. Der 41-Jährige überwies 2700 Dollar an die Kampagne von Hillary Clinton. Was für Zigtausende viel Geld ist, ist für Rodríguez – nicht der Rede wert. Sein Gesamtvermögen wird mit 235 Millionen Dollar beziffert. Dennoch ist dieser Alex Rodríguez ein wichtiger Unterstützer. Denn er ist Baseballer. Ein New York Yankee, ein Held für Jung und Alt, für Arm und Reich, für Politik-Interessierte und für -Verdrossene. Der 14-fache All-Star, der heuer im August seine Karriere beendete, erreicht mit seinen Botschaften Menschen, die Hillary Clinton nie zuhören würden.

Prominente Liste

Die Liste an Unterstützern aus der weiten Welt des US-Sports ist lang und prominent: Die Wahl-Werbetrommel für Clinton rühren etwa die Tennis-Legende Billie Jean King oder die Basketball-Ikonen Kareem Abdul-Jabbar und "Magic" Johnson. Letzterer organisierte gemeinsam mit den Hollywood-Stars Denzel Washington und Samuel L. Jackson ein Spendendinner. Reinerlös: 1,3 Millionen Dollar.

Für den streitbaren Donald Trump sprechen sich öffentlich weniger Promis aus. Wenn doch, dann aber vehement. So veröffentlichte Curt Schilling, ein Ex-Baseballer der Boston Red Sox, einen vielbeachteten Text mit dem Titel: "Warum ich Donald Trump wähle."

An dem republikanischen Kandidaten scheiden sich freilich die Sports-Geister. Spätestens mit seinen sexistischen Äußerungen über Frauen, die er mit "Umkleidekabinen-Sprache" (Locker Room Talk) abmildern wollte, war Trump in der Welt des Sports angekommen. Kaum einem aktiven oder ehemaligen Athleten gefielen die Aussagen.

Am drastischen formulierte es der ehemalige American-Football-Profi Chris Kluwe. In einem offenen Brief an den Präsidentschaftskandidaten schrieb er: "Sicher, wir hatten ein paar dumme Kerle ... aber keiner hat jemals so etwas Widerliches und Erniedrigendes gesagt wie Sie, und, verdammt, ich habe einige Jahre mit einem Kerl zusammengespielt, der später als Serien-Vergewaltiger überführt wurde. Selbst er hat nie so gesprochen."

Selten traten die US-Sportler so selbstbewusst und politisch auf wie in diesem Wahlkampf. Im August entbrannte eine landesweite Debatte, als der dunkelhäutige Footballer Colin Kaepernick (San Francisco 49ers) beim Abspielen der US-Hymne nicht aufstand, sondern demonstrativ in die Knie ging. Er könne nicht stolz sein auf ein Land, dass "schwarze und farbige Menschen unterdrückt". Über Clinton und Trump sagte Kaepernick: "Ich glaube, dass die beiden Präsidentschaftskandidaten die aktuellen Probleme in unserem Land repräsentieren." Trump legte ihm daraufhin nahe, "ein Land zu suchen, das ihm mehr zusagt".

Einen anderen Star-Quarterback nennt Donald Trump seinen Freund: Tom Brady. Mit dem 39-Jährigen spielt er Golf. In Zukunft könnte es Trump dafür nicht weit haben. Der Trump National in Washington D.C., einer seiner 17 Golfplätze, liegt nur 40 Kilometer vom Weißen Haus entfernt.

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