Internationale Pressestimmen zu Clintons E-Mail-Affäre

Internationale Pressestimmen zu Clintons E-Mail-Affäre
Medien reagieren auf die neuesten Enthüllung rund um die E-Mail-Affäre von Hillary Clinton. Im Mittelpunkt steht FBI-Chef Comey.

Diena (Riga)

"Eine Woche vor der US-Präsidentenwahl am 8. November wächst die Unsicherheit darüber, welcher der beiden Kandidaten - der Republikaner Donald Trump oder die Demokratin Hillary Clinton - ins Weiße Haus einzieht und den fast acht Jahre lang regierenden Barack Obama ablöst. Nach drei Fernsehdebatten schien es so, als seien Trumps Gewinnchancen verflogen. Doch in den letzten Tagen hat sich die Lage zu seinen Gunsten verändert. (...) Trump zögerte nicht, die laufende Prüfung durch das FBI zu seinen Gunsten zu nutzen. Er konnte erneut darauf hinweisen, wie korrupt Clinton doch angeblich sei."

El Pais (Madrid)

"Es ist nicht üblich, dass das FBI über laufende Ermittlungen informiert - und umso weniger, wenn es sich damit wenige Tage vor der Präsidentenwahl in den Vereinigten Staaten in den Wahlkampf einmischt. Die E-Mail-Affäre verfolgt Clinton schon, seit sie das Außenministerium verlassen hat (...). Sie war das bevorzugte Instrument ihrer Kritiker, um sie als korrupte Politikerin darzustellen. Aber Jahre der Ermittlungen konnten nicht beweisen, dass sie etwas Unrechtes getan hat. (...) Sicher, Comey muss den Kongress über die jüngsten Entwicklungen informieren, und das hat er auch getan. Das Problem ist die Form. (...) Ohne Beweise zu haben, wirft er einen Schatten auf Clinton. Und statt die Wähler zu informieren, scheint er immer mehr Konfusion zu schaffen."

Neue Zürcher Zeitung

"Comeys Verhalten erklärt sich wohl damit, dass er sich als Verfechter der Integrität versteht in einem Wahljahr, in dem alle Moral verloren gegangen scheint. Im Kontext der FBI-Untersuchung zu Clintons privatem E-Mail-Server hatte er angekündigt, größtmögliche Transparenz walten zu lassen. Mit diesem begrüßenswerten Bestreben kann Comey aber dieses Jahr nur verlieren: In einem Wahlkampf, der mit allen Tabus bricht, zählt Integrität offenbar nichts mehr. Vielmehr schrecken Republikaner wie Demokraten nicht davor zurück, die Entscheide des FBI für ihre Kampagnen zu instrumentalisieren. (...)

Man mag sich uneins darüber sein, ob Comey den richtigen Weg aus der Zwickmühle gewählt hat oder ob er bei der Entscheidung besser auf den Rat seiner Vorgesetzten wie Kollegen gehört und zugewartet hätte. Doch für das Ansehen des gesamten Justizapparats ist es nachhaltig schädlich, wenn die zwei führenden Parteien seine Autorität mit Füßen treten, sobald die Entscheide nicht in ihre Wahlkampfstrategien passen."

Financial Times (London)

"Dies ist der Zeitpunkt für die Erneuerung der amerikanischen Führungsrolle. Nur einer der Kandidaten hat dafür die Berechtigung. Hillary Clinton hat dem Land als First Lady, als Senatorin für New York und als Außenministerin gedient. Donald Trump hingegen ist ein mehrfacher Bankrotteur, der auf Verunglimpfung statt auf Diplomatie setzt. (...) Die Wahl des Jahres 2016 ist mehr als jede andere in der jüngeren Geschichte ein Test für die Legitimität des politischen Systems der USA, mit weitreichenden Folgen für die freie Weltordnung. Clinton hat genügend Probleme in ihrem Gepäck, um damit eine ganze Boeing 747 zu füllen. Die Mehrheit der Wähler vertraut ihr nicht. Aber sie ist offenkundig weit kompetenter als Trump, dessen Angeberei, Streitsüchtigkeit und Niederträchtigkeit tagtäglich beobachtet werden kann. Trotz ihrer Mängel ist Clinton hervorragend qualifiziert, die erste Frau zu sein, die ins Weiße Haus gewählt wird. Dafür hat sie die Unterstützung der "Financial Times"."

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