Trump wütete gegen Musical-Ensemble

Weil sein künftiger Vizepräsident bei seinem Besuch des Erfolgsmusicals "Hamilton" ausgebuht und von Schauspielern auf der Bühne belehrt wurde, forderte Trump eine Entschuldigung.

Inmitten seiner Regierungsbildung hat der künftige US-Präsident Donald Trump einen wütenden Twitter-Krieg gegen das Ensemble des Erfolgsmusicals "Hamilton" gestartet. Die Darsteller hatten sich am Ende einer Aufführung am Freitagabend auf der Bühne an den designierten Vize Mike Pence im Publikum gewandt und ihm eine mahnende Botschaft über die "amerikanischen Werte" mit auf den Weg gegeben.

Jetzt will Trump, dass sich Ensemble und Produzent bei Pence für das "schreckliche Verhalten" entschuldigen. Sogar noch Sonntagfrüh - vor einer ganzen Serie von Treffen mit potenziellen Ministerkandidaten - schickte er einen entsprechenden zornigen Tweet los. Darin stellt er auch fest, dass das vielfach preisgekrönte Musical über die Gründungsväter der USA "wie ich höre, äußerst überbewertet wird".

Buhrufe

Pence war bei seinem Besuch im Richard-Rodgers-Theater am Broadway zunächst teils mit Buhrufen empfangen worden. Als der bibelfeste und sozialkonservative Ex-Gouverneur nach dem Ende der Aufführung dann den Saal verlassen wollte, wurde er von einer kraftvollen Stimme auf der Bühne aufgehalten. "Wir haben eine Botschaft für Sie, und wir hoffen, dass Sie uns anhören", rief Brandon Victor Dixon, der im Musical den Hamilton-Rivalen Aaron Burr verkörpert, Amerikas künftigem "Vize" zu.

Mit dem versammelten Ensemble im Rücken redete er dann dem Republikaner ins Gewissen. "Wir sind das vielfältige Amerika - jene, die beunruhigt und ängstlich sind, dass Ihre neue Regierung uns, unseren Planeten, unsere Kinder und unsere Eltern nicht beschützen, uns nicht verteidigen und unsere unabänderlichen Rechte nicht aufrechterhalten wird", sagte Dixon. "Wir hoffen, dass diese Aufführung Sie dazu inspiriert hat, unsere amerikanischen Werte aufrechtzuerhalten und für uns alle zu arbeiten."

Der designierte US-Präsident Trump beklagte postwendend auf Twitter: "Unser wunderbarer künftiger Vize-Präsident ist letzte Nacht belästigt worden (...) Das sollte nicht passieren." Später sprach er dann von einem "rüden" Verhalten "gegenüber einem guten Mann" und forderte: "Entschuldigen Sie sich!" Dixon konterte: "Konversation ist keine Belästigung, Sir." Und er begrüße es, dass Pence geblieben sei, um zuzuhören.

Pence reagiert gelassen

Im Gegensatz zu Trump hat "Vize" Mike Pence gelassen auf den Vorfall reagiert. Es sei eine Freude für ihn gewesen, "Hamilton" zu sehen. "Es war wirklich eine Freude, da zu sein. Ich habe mich nicht durch das, was gesagt wurde, beleidigt gefühlt", so Pence in einem Interview des Senders Fox News.

Das Hip-Hop-Musical um Alexander Hamilton, den ersten Finanzminister der Vereinigten Staaten, ist ein riesengroßer Hit in den USA. Es gewann elf Musicalpreise "Tony", einen Grammy sowie den Pulitzerpreis und spielt pro Woche etwa zwei Millionen Dollar ein. Das Stück gilt auch als revolutionär, weil die Geschichte der US-Gründerväter mit Darstellern unterschiedlicher Hautfarbe, Herkunft und sexueller Orientierung erzählt wird.

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