US-Politiker über CoV: Großeltern wollen für ihre Enkel sterben
Auf der einen Seite steht der Kampf gegen das Coronavirus. Auf der anderen Seite steht das drastische Zurückschrauben des Wirtschaftslebens. Dass die Maßnahmen gerechtfertigt sind, um vor allem ältere und schwächere Personen zu schützen, scheint sich in großen Teilen der Welt durchgesetzt zu haben.
Nicht so beim Vize-Gouverneur des US-Bundesstaats Texas. Denn Dan Patrick (69) sieht das ganz anders. Es könne nicht sein, dass die Wirtschaft der Corona-Krise geopfert werde, sagte Patrick in einem Interview mit dem rechtskonservativen Fernsehsender Fox News. Es sei zu überlegen, ob nicht ältere US-Bürger im Zweifel geopfert werden sollten. Er sei davon überzeugt, dass es im ganzen Land "viele Großeltern" gebe, die wie er denken würden. "Ich habe sechs Enkel. Ich will nicht, dass das ganze Land geopfert wird", sagte Patrick.
Es habe ihn als älteren Bürger niemand gefragt: "Willst du dein Leben geben im Tausch für ein Amerika, das alle lieben, für deine Kinder und Enkel? Wenn das der Tausch ist, dann bin ich all in!" sagt der Texaner in der landesüblichen Poker-Sprache.
"Das macht mich nicht besonders nobel oder tapfer", fügte er hinzu. "Ich glaube nur, dass es da draußen viele Großeltern gibt, die wie ich denken."
Trump: "Nicht dafür gemacht, zuzusperren"
US-Präsident Donald Trump hat einen derart problematischen Gedanken zwar noch nicht geäußert, sagte aber kürzlich: "Unser Land ist nicht dafür gemacht, geschlossen zu bleiben." Schon bald, sehr bald, werde diese Krise vorüber sein, verkündete er. Dann werde Amerika wieder "geöffnet" und die Wirtschaft werde wieder anspringen. Das sei keine Frage von Monaten, sondern eher von Wochen, sagte Trump.
Beim Corona-Briefing im Weißen Haus wies die Reaktionskoordinatorin der Coronavirus-Task-Force, Deborah Birx, darauf hin, dass laut Daten aus Europa 99 Prozent der Toten älter als 50 Jahre alt seien und viele davon Vorerkrankungen hätten. "Das ändert nichts an der Notwendigkeit, die Älteren zu schützen", sagte Birx.
Patrick: "Lasst uns wieder zur Arbeit gehen"
Vize-Gouverneur Dan Patrick sieht das ganz anders: "Wir, die 70 Jahre oder älter sind, wir können schon auf uns selbst aufpassen", sagte er. "Meine Botschaft ist: Lasst uns wieder zur Arbeit gehen, lasst uns wieder leben."
In den sozialen Medien wird auf das problematische Moralverständnis Patricks hingewiesen. Zudem sei der Republikaner Anhänger der Pro-Life-Bewegung, die sich gegen Abtreibungen einsetzt. Ihr Motto: Jedes Leben ist schützenswert.
New York kämpft um Intensivbetten
In der Zwischenzeit verschärft sich die Situation in den USA rasant. Der Bundesstaat New York ist bisher mit mehr als 25.000 Sars-CoV-2 Infektionen landesweit am schlimmsten betroffen. Der Gouverneur des US-Bundesstaates schlägt angesichts stark steigender Infizierter Alarm. Der "dramatische Anstieg" sei "beunruhigend und astronomisch", sagte Andrew Cuomo am Dienstag in einer Pressekonferenz.
Im Moment verdoppelten sich die Zahlen alle drei Tage, die Mittel der Behörden seien mit den Ausgangsbeschränkungen weitgehend erschöpft. "Wir verlangsamen (die Ausbreitung) nicht und die Beschleunigung passiert von selbst". Cuomo zufolge könnte der Höhepunkt der Infektionen in der Stadt in zwei bis drei Wochen erreicht sein, bis dann würden etwa 140.000 Betten gebraucht. Cuomo sagte, er habe kein Problem damit, die Schlafsäle von Universitäten oder Hotels zu Krankenhäusern umzufunktionieren: "Ich werde diesen Staat auf den Kopf stellen".
Er nahm direkten Bezug auf die Aussagen Trump, der die baldige Erholung der Wirtschaft ankündigte und ein Ende der geltenden Beschränkungen andeutete: "Kein Amerikaner wird sagen: 'Bring die Wirtschaft für den Verlust von Menschenleben in Gang', so der Gouverneur.
Einen gibt es jedenfalls. Dan Patrick, Vize-Gouverneur aus Texas.
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