US-Einreiseverbot: Paare auf der Suche nach einer neuen Heimat
Zum ersten Mal war es der Krieg, der Ella Wind und ihren Freund Feras zwang, sich nicht mehr sehen zu können. Zum zweiten Mal war es US-Präsident Donald Trump. Verliebt hatte sich das Paar in Syrien - zu einer Zeit, als das Land noch nicht in Trümmern lag. Doch als die Kämpfe 2011 immer heftiger wurden, zog Ella zurück in die USA. Feras blieb, bis er in Kanada Asyl bekam. Mit einem amerikanischen Visum konnte er bisher seine Freundin in New York besuchen.
Seit Trump aber am Freitag Syrer auf unbestimmte Zeit von der Einreise in die Vereinigten Staaten ausgeschlossen hat, bleibt dem 29-Jährigen der Weg zu Ella versperrt - und damit auch der Weg in ihre geplante Zukunft.
"Diese Anordnung bedeutet, dass ich nicht in dem Land leben kann, in dem ich geboren wurde und mein Partner nicht in das Land kommen kann, aus dem ich stamme und in dem meine Familie lebt", sagt Ella.
Erstmal versuchen Ella und Feras aber, die genauen Bestimmungen des Einreiseverbots zu durchblicken. Sie telefonieren mit Anwälten, Regierungsmitarbeitern und studentischen Rechtsberatern. Dass Feras Christ ist und kein Muslim, scheint keine Rolle zu spielen - er darf nicht mehr in die USA kommen.
Dabei hat Trump doch erklärt, christlichen Minderheiten in Nahost helfen zu wollen. Der Präsident twitterte am Wochenende: "Christen wurden im Nahen Osten in großer Anzahl exekutiert. Wir können nicht erlauben, dass dieser Horror weitergeht."
"Freunde von uns hat es schlechter getroffen"
Aber christliche Religion und Familienbande zählen jetzt erst einmal nicht viel - es kommt auf den richtigen Pass an. Für die kommenden Monate gilt ein Einreisestopp für Syrer, Iraner, Iraker, Sudanesen, Somalier, Libyer und Jemeniten - Bürger islamischer Staaten, die in den Augen der neuen US-Administration das Terrorrisiko erhöhen. Dabei leben in Kriegsländern wie Syrien oder dem Irak, wo auch der sogenannte Islamische Staat (IS) Tod und Terror verbreitet, große christliche Gemeinden.
Ella jedenfalls versucht, trotz der Umstände optimistisch zu bleiben. "Wir haben noch Glück gehabt", sagt sie. "Freunde von uns hat es schlechter getroffen."
Beiden fällt es sehr schwer, von ihren Familie getrennt zu sein. "Unsere Eltern werden sich wahrscheinlich nie treffen", sagt Katheryin. Ihre Mutter möchte nicht in die Türkei reisen, Terroranschläge und der Militärputsch im vergangenen Jahr haben ihr Angst gemacht. Baschars Familie wiederum lebt noch in Latakia an der syrischen Küste, auch für sie ist ein Besuch in Istanbul nicht möglich.
Baschar lässt den Kopf aber nicht hängen. Er hat eine Band, die syrische Countrymusik mit arabischen Klängen mischt und 2014 sogar in den USA auf Tournee war. "Ich bin so stolz auf meine Band, ich habe gerade geheiratet", sagt er. "Irgendwie ist ja doch alles prima."
"Natürlich besteht Sorge, denn wir sind Botschafter einer anderen Kultur, jener der Offenheit", kommentierte Becciu. Seit jeher dränge Papst Franziskus auf die Integrierung von Migranten, betonte der Italiener.
Der für Migration und Flüchtlinge verantwortliche Kurienkardinal Peter Turkson hatte am Samstag betont, Trumps angekündigter Bau eines Grenzzauns zwischen Mexiko und den USA könnte eine Signalwirkung auch für europäische Länder haben. Der Papst hatte in seinem Glückwunschschreiben zur Amtseinführung Trumps einen humanen Umgang mit Flüchtlingen angemahnt.
Österreichische Doppelstaatsbürger sind von dem von US-Präsident Donald Trump verhängten Einreiseverbot gegen Bürger und Bürgerinnen aus den Ländern Iran, Irak, Jemen, Libyen, Somalia, Sudan und Syrien nicht betroffen, gaben Außenministerium und die US-Botschaft in Wien am Mittwoch bekannt. Betroffene können mit ihrem österreichischen Pass in die USA einreisen.
Zunächst hatte es geheißen, dass auch Doppelstaatsbürger kein US-Visum bekommen. Am Dienstag ruderte die US-Regierung dann zurück. Personen mit Doppelstaatsbürgerschaft könnten mit ihrem anderen Pass in die USA einreisen, erklärte Heimatschutzminister John Kelly. Diese "Abschwächung" des Einreiseverbots sei dann in einer Klarstellung auch an Österreich kommuniziert worden, teilte das Außenministerium am Mittwoch mit.
Laut Medienservicestelle Neue ÖsterreicherInnen lebten mit Stichtag 1. Jänner 2016 mehr als 65.000 aus den sieben betroffenen Ländern in Österreich. Mehr als die Hälfte davon, sprich 33.313 Personen, sind syrische Staatsbürger und Staatsbürgerinnen. Weitere 13.884 sind aus dem Irak, 11.637 aus dem Iran und 4.877 aus Somalia. Die Zahl der Bürger und Bürgerinnen aus Libyen (640), dem Sudan und Südsudan (588) und aus Jemen (195), die hierzulande leben, ist vergleichsweise gering. Offizielle Statistiken, wie viele davon eine Doppelstaatsbürgerschaft haben, gibt es nicht.
Aktuell dürfte die Zahl der Personen, die aus den betroffenen sieben Ländern in Österreich ansässig sind, aber höher sein, zeigen die Asylantragszahlen. So suchten laut Medienservicestelle im vergangenen Jahr 8.845 Personen aus Syrien um internationalen Schutz an sowie 2.837 Personen aus dem Irak, 2.454 Personen aus dem Iran und 1.534 aus Somalia.
Wie bereits vor Trumps Order müssen Doppelstaatsbürger aus dem Irak, Iran, Syrien und Sudan ein Einreisevisum besitzen, da sie nicht unter das Visafreiheitsprogramm fallen, informierte die US-Botschaft in Wien am Mittwoch in einer Aussendung. Sie können ein entsprechendes Visum bei einer US-Botschaft oder einem US-Konsulat beantragen.
Doppelstaatsbürger mit einer Staatsbürgerschaft des Jemen, Libyens und Somalias und einer Staatsbürgerschaft eines am Visafreiheitsprogramm teilnehmenden Staates können weiterhin unter dem Visafreiheitsprogramm reisen, außer sie sind seit März 2011 in eines der sieben betroffenen Länder gereist. In diesem Fall müssen sie ein US-Visum beantragen.
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