Ablehnung von muslimischer Zuwanderung in Österreich am zweithöchsten

Proteste gegen den sogenannten "Muslim Ban" in Boston.
Für eine Umfrage des britischen Think Tanks Chatham House wurden 10.000 Menschen in zehn EU-Ländern befragt. Eine besonders hohe Ablehnung wurde in Polen, Österreich und Ungarn verzeichnet.

Die Umfrage platzt mitten in die Debatte um den von Präsident Donald Trump verhängten Einreisestopp in die USA. Sieben "mehrheitlich muslimische Länder" sind davon betroffen. Die internationale Kritik ist enorm. Rückenwind erfährt Trump jetzt jedoch durch eine breit angelegte Umfrage der renommierten britischen Denkfabrik Chatham House. In zehn europäischen Ländern wurde darin die Zustimmung zu folgendem Statement abgefragt:

"Jede weitere Zuwanderung aus mehrheitlich muslimischen Ländern sollte gestoppt werden."

Insgesamt stimmten 55 Prozent der Befragten dieser Aussage zu. Nur 20 Prozent widersprachen, 25 Prozent wollten sich weder positiv noch negativ dazu äußern.

Es ist perfektes, oder vielmehr glückliches Timing von Chatham House – die Umfrage wurde bereits beendet, bevor Donald Trump am 27. Jänner seine umstrittene Executive Order 13769 erließ.

Besonders stark fiel die Zustimmung in Polen aus. 71 Prozent konnten sich dort mit dem Statement anfreunden. In Österreich wurde mit 65 Prozent der zweithöchste Wert der zehn EU-Staaten verzeichnet (siehe Grafik unten). Mit Großbritannien und Spanien (47 bzw. 41 Prozent Zustimmung) sprachen sich nur zwei Länder mehrheitlich gegen einen Zuwanderungsstopp von Muslimen aus.

Politisches Klima größerer Faktor als Anteil an Bevölkerung

In der Presseaussendung bezeichnet Chatham House die Ergebnisse als ebenso "bemerkenswert" wie "ernüchternd". Jedoch hätten die Zustimmungsraten wenig mit dem Anteil der muslimischen an der Gesamtbevölkerung zu tun, das würden die unterschiedlichen Ergebnisse in Österreich, Ungarn und Polen zeigen. Während in Österreich rund sechs Prozent der Gesamtbevölkerung muslimischen Glaubens sind, leben in Polen Schätzungen zufolge nur zwischen 15.000 und 25.000 Muslime.

Eine Parallele sehen die Studien-Autoren Matthew Goodwin (Politik-Professor an der University of Kent), Thomas Raines von Chatham House und David Cutts (Politikprofesser an der University of Birmingham) vielmehr im politischen Klima. In den Ländern mit besonders hohen Zustimmungswerten hätten sich rechte Parteien (im Bericht ist die Rede von "radikalen Rechten") - in unterschiedlichem Ausmaß – als politische Kraft etabliert.

Unabhängig davon kommt die Umfrage Donald Trump gerade recht. Am Mittwoch twitterte er, dass eine Mehrheit in der EU den "Trump-Style-Ban" unterstützen würde.

Bereits im Juli vergangenen Jahres ergab eine Umfrage des PewResearch Centers, dass die Europäer Muslime zusehends kritisch sehen. 43 Prozent der Befragten würden einen negativen Blick auf Muslime haben, lautete das Ergebnis damals (mehr dazu hier).

Die nunmehrige Umfrage wurde zwischen 12. Dezember 2016 und 11. Jänner 2017 durchgeführt. Insgesamt wurden online 10.195 Menschen, rund 1.000 pro Land - aufgeschlüsselt nach Alter, Geschlecht und Region - befragt.

Für alle Länder gilt, dass Stadtbewohner Einwanderung tendenziell positiver gegenüberstehen als die Bevölkerung in ländlichen Gebieten. Weitere Faktoren sind der Bildungsgrad und das Alter der Befragten. Ein Trend, der sich in Österreich zuletzt auch bei der Bundespräsidentenwahl konstatieren ließ.

Kommentare