Dieser Guerillakrieg ist inzwischen offizieller Teil der Strategie der ukrainischen Armee. Seit Jahresbeginn ist das sogenannte „Gesetz über die Organisation des nationalen Widerstands in Kraft.“ Dieser erlaubt den Einsatz privater Schusswaffen im Fall eines russischen Angriffs und macht auch das Üben mit diesen Waffen legal.
Eine Waffe haben viele
Private Waffen gibt es genügend im Land. Etwa 1,3 von 40 Millionen Ukrainern besitzen eine Waffe. Umfragen zeigen jedoch eine weit höhere Kampfbereitschaft. 24 Prozent der Ukrainer und sogar 39 Prozent der männlichen Bevölkerung meinen, dass sie bereit wären, gegen die russischen Invasoren zu kämpfen.
Viele dieser Männer haben bereits Fronterfahrung als Amateurkrieger gemacht. Als 2014 der Krieg im Osten der Ukraine ausbrach, wurde die damals ziemlich desolate ukrainische Armee völlig überrumpelt, auch weil auf der Seite der Separatisten russische Spezialkräfte im Einsatz waren.
Rechtsradikale
Die Gegenwehr übernahmen damals rasch formierte Verbände von Freiwilligen. Einige dieser Verbände waren allerdings politisch äußerst bedenklich. Das Asow-Regiment etwa, das ziemlich ungeniert auf Nazi-Symbolik setzt und auch ideologisch am rechten Rand steht. Auch deutsche und sogar österreichische Rechtsradikale tauchten damals in diesen Verbänden an der Front auf.
"Ukrainische Legion"
Es dauerte Monate, bis die Armee die rechten Guerillakrieger unter Kontrolle brachte. Diesmal unterstehen alle Freiwilligen grundsätzlich der Armee, oder dem Innenministerium.
Das gilt auch für die selbst ernannte „ukrainische Legion“, ein Verband von etwa 3.000 Milizionären, die seit Monaten Zivilisten zu Amateurkriegern ausbilden. Sie alle sollen nach der Ausbildung Mitglieder der territorialen Verteidigungskräfte werden: Einheiten aus zumindest notdürftig ausgebildeten Reservisten, die von der Armee im Ernstfall an die Front geschafft werden. Derzeit sollen etwa 10.000 von ihnen bereits einsatzbereit sein.
Eines der prominentesten Mitglieder dieser Einheiten ist der Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko. Der will seine Hauptstadt mithilfe dieser Reservisten-Einheiten gegen die Russen verteidigen. Der Ex-Boxer ist bereit, auch selbst in den Krieg zu ziehen, so wie er es einst als Soldat geschworen habe. Er will im Ernstfall einen Granatwerfer bedienen. Konrad Kramar
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