Wagner-Chef: Bachmut "praktisch" eingekesselt

Wagner-Chef: Bachmut "praktisch" eingekesselt
Wagner-Chef Prigoschin forderte den ukrainischen Präsidenten auf, seine Kampfeinheiten zurückzuziehen.

Die seit Monaten umkämpfte ukrainische Stadt Bachmut sei von den russischen Streitkräften "praktisch umzingelt". Das sagte der Chef der russischen Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, in einem am Freitag veröffentlichten Video. Die ukrainischen Streitkräfte hätten nur eine Straße nach draußen.

Prigoschin forderte den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskij auf, seine Truppen aus der Stadt zurückzuziehen, die Wagner seit Monaten zu erobern versucht.

Das ukrainische Militär teilte zuvor mit, erneut zahlreiche russische Angriffe im Gebiet um Bachmut im Osten des Landes abgewehrt zu haben.

In den vergangenen 24 Stunden seien mehr als 85 Angriffe in den fünf Hauptsektoren an der dortigen Front zurückgeschlagen worden, teilte der Generalstab des ukrainischen Militärs am Freitag in der Früh mit.

Bahmut nur ein "kleiner Sieg"

Verteidigungsminister Oleksij Resnikow schloss indes einen Fall der seit Monaten umkämpften Stadt Bachmut in einem Interview nicht aus. Damit erringe Russland aber nur "einen kleinen Sieg", sagte er der Bild von Freitag.

Resnikow zeigte sich zugleich zuversichtlich, was einen Sieg der Ukraine im heurigen Jahr betrifft. "Ich bin ein Optimist, ich sehe die Situation auf dem Schlachtfeld, ich sehe die Entwicklung der Unterstützung und ich sehe wirklich, dass es eine Chance gibt, diesen Krieg in diesem Jahr mit unserem Sieg zu beenden", sagte er. Es gehe dabei um "die Befreiung aller unserer zeitweilig besetzten Gebiete bis zu unseren international anerkannten Grenzen von 1991." Forderungen nach Verhandlungen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin wies er zurück.

Kampfjets werden kommen

Resnikow zeigte sich in dem Interview auch zuversichtlich, dass sein Land schon bald westliche Kampfjets bekommen wird. "Ich bin mir sicher, dass wir zwei bis drei unterschiedliche Arten von Kampfjets bekommen werden", sagte er. Die militärische Unterstützung der Ukraine sollte auch Hauptthema einer Unterredung von US-Präsident Joe Biden und dem deutschen Kanzler Olaf Scholz am Freitag im Weißen Haus sein.

Details sickerten bereits im Vorfeld durch. Wie aus amerikanischen Regierungskreisen verlautete, will Washington ein 400 Millionen Dollar (377,18 Mio. Euro) schweres Militärhilfspaket ankündigen. Es werde erwartet, dass die Hilfe hauptsächlich gelenkte Mehrfachraketenwerfer (GMLRS) für HIMARS-Werfer, Munition für Bradley-Schützenpanzer sowie Brückenlegepanzer umfasse. Seit dem Kriegsbeginn vor einem Jahr haben die USA der Ukraine bisher Sicherheitshilfen in Höhe von rund 27,2 Milliarden Dollar zur Verfügung gestellt.

In den Regionen Saporischschja und Cherson weiter im Süden wurden laut Generalstab des ukrainischen Militärs in den vergangenen 24 Stunden mehr als 45 Ortschaften von russischen Streitkräften beschossen. Russland greife weiterhin aus der Luft die Zivilbevölkerung in den Regionen Donezk, Saporischschja und Cherson an. Russland hat wiederholt bestritten, auf Zivilisten zu zielen.

Die ukrainische Führung hat erklärt, Bachmut in der Region Donezk habe begrenzten strategischen Wert, sie will den russischen Vormarsch aber verhindern. Russland dagegen erhofft sich von einer Einnahme Bachmuts einen wichtigen Schritt hin zur Eroberung des Rests des umliegenden Industriegebiets Donbass, das aus den Regionen Donezk und Luhansk besteht.

Saporischschja: Weitere Tote nach Raketenangriff gefunden

Nach einem russischen Raketentreffer auf ein Wohnhaus in der südukrainischen Stadt Saporischschja sind bis Freitagmorgen zwei weitere Tote geborgen worden. Das teilte der ukrainische Zivilschutz mit. Damit stieg die Zahl der Toten nach dem Angriff vom Donnerstag auf mindestens vier.

Acht Menschen in dem mehrstöckigen Gebäude wurden verletzt. Weiterhin wurden mehrere Bewohner vermisst. Präsident Wolodymyr Selenskij kündigte in seiner abendlichen Videoansprache vom Donnerstag Vergeltung an.

 "Auf den heutigen brutalen russischen Raketenangriff auf Saporischschja werden wir militärisch und rechtlich reagieren", sagte Selenskyj am Donnerstag in seiner allabendlichen Videoansprache. "Der Besatzer wird unweigerlich unsere Stärke spüren, die Kraft der Gerechtigkeit im wahrsten Sinne des Wortes."

Bei dem russischen Luftangriff in der Nacht auf Donnerstag war ein mehrstöckiges Wohngebäude in der südukrainischen Stadt von einer Rakete getroffen worden.

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