"Nicht erwarten, dass die Offensive etwas sehr Schnelles ist"

"Nicht erwarten, dass die Offensive etwas sehr Schnelles ist"
Die ukrainische Gegenoffensive schreitet weiter voran. Im Süden des Landes konnten Fortschritte erzielt werden.

Die Ukraine kommt bei ihrer Gegenoffensive gegen die russischen Invasionstruppen nach eigenen Angaben planmäßig voran.

Die Streitkräfte rückten im Süden weiter vor, sagte Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar am Freitag im ukrainischen Fernsehen. Die Offensive laufe dort wie geplant. 

Im Osten hätten sie russische Angriffe auf die Städte Kupjansk und Lyman zurückgeschlagen.

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Offensive nicht sehr schnell

Die ukrainischen Truppen kämen schrittweise und stetig voran, auch wenn sie durch russische Minenfelder behindert würden. "Man sollte nicht erwarten, dass die Offensive etwas sehr Schnelles ist", sagte Maljar. Der Hauptschlag stehe noch bevor. Einige Reserve-Einheiten würden erst später eingesetzt.

Im Süden konzentriere man sich in Richtung Melitopol und Berdjansk. Die von Maljar genannten Großstädte sind allerdings noch weit von der Front entfernt im russisch besetzten Hinterland der Südukraine. Trotz der proklamierten Fortschritte hat das ukrainische Militär offenbar keine weiteren Ortschaften eingenommen.

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In Maljars Bericht gibt es jedenfalls keine entsprechenden Angaben. Dabei hatte die Beamtin stets als eine der ersten die jeweilige Einnahme der bisher acht zurückeroberten Siedlungen gemeldet.

Die Ukraine hatte nach eigenen Angaben in den vergangenen zwei Wochen acht Dörfer im Süden zurückerobert. Die Vorstöße in die stark befestigten und verminten Gebiete unter russischer Kontrolle sind zwar klein, aber die größten seit November. Die Führung in Kiew hat die Gegenoffensive seit Monaten vorbereitet, von der sie sich einen Wendepunkt in dem Krieg erhofft.

Sie hat allerdings eine Nachrichtensperre verhängt und unabhängige Berichte sind rar. Auf beiden Seiten soll es aber schwere Verluste geben. Experten zufolge steht der Einsatz des Großteils der ukrainischen Truppen noch aus, von denen ein Teil vom Westen ausgebildet und ausgerüstet wurde.

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Selenskij fordert Räumung des AKW Saporischschja

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij hat seine Terrorvorwürfe gegen Moskau erneuert und den Abzug russischer Truppen aus dem Atomkraftwerk Saporischschja gefordert.

„Die vollständige Räumung des Kernkraftwerks Saporischschja ist erforderlich“, sagte er am Donnerstagabend in seiner täglichen Videobotschaft.

Die Welt müsse den Druck auf Moskau erhöhen, um eine atomare Katastrophe zu verhindern. Radioaktivität kenne keine Neutralität, sagte er in Richtung jener Länder, die im Konflikt bisher keine Position bezogen.

Selenskij wiederholte den Vorwurf, dass Moskau im Atomkraftwerk Saporischschja einen Anschlag plane, den es dann zynisch „unter dieser oder jener Katastrophe zu verbergen hofft“. Er habe Vertreter der großen westlichen Industrienationen (G7) und der Industrie- und Schwellenländer (G20) sowie internationaler Organisationen über die Gefahr unterrichtet.

Konkrete Beweise für seine Anschuldigungen gegen Moskau nannte Selenskij nicht. Stattdessen verwies er auf die Zerstörung des Kachowka-Damms.

Nach dessen Beschädigung ist der Kachowka-Stausee ausgelaufen, große Teile des südukrainischen Gebiets Cherson sind überflutet. Kiew und der Westen machen Moskau dafür verantwortlich. Russland streitet ab, den Damm gesprengt zu haben.

UN-Bericht: Russland für Tötung von 136 Kindern verantwortlich

Die Vereinten Nationen werfen Russland schwere Verbrechen gegen Kinder vor. Dies geht aus einem internen UN-Bericht hervor.

UN-Generalsekretär António Guterres machte Russland für die Tötung von 136 Kindern im vergangenen Jahr verantwortlich und zeigte sich „schockiert“. Die russische Armee wurde auf eine UN-Liste von Organisationen aufgenommen, die schwere Vergehen gegen Kinder in bewaffneten Konflikten begehen. Zugleich legten die UN auch der Ukraine zur Last, für die Tötung von Kindern verantwortlich zu sein.

Nach der UN-Aufstellung wurden vergangenes Jahr in der Ukraine erwiesenermaßen 477 Kinder getötet. 136 Tötungen werden den russischen Streitkräften und Verbündeten zugeordnet, 80 den ukrainischen Truppen. Für die restlichen Opfer könne keine der beiden Kriegsparteien mit Sicherheit die Schuld gegeben werden. Die Kinder seien größtenteils durch Luftangriffe getötet worden, hieß es ergänzend.

Solche Angriffe fliegen die russischen Streitkräfte auf ukrainische Städte und Dörfer. Die UN betonten, dass es wegen der strengen Richtlinien zur Verifikation solcher Fälle eine hohe „Dunkelziffer“ gebe.

Russland verlängert Untersuchungshaft für US-Journalisten

Russlands Justiz bestätigte derweil die verlängerte Untersuchungshaft für den wegen angeblicher Spionage festgenommenen US-Reporter Evan Gershkovich. Ein Gericht in Moskau lehnte am Donnerstag eine Beschwerde von Gershkovichs Anwälten ab, wie die Agentur Interfax meldete.

Der 31-Jährige arbeitet für die US-Zeitung „Wall Street Journal“. Der Reporter war im März in der Millionenstadt Jekaterinburg im Ural vom Geheimdienst FSB festgenommen worden. Ihm wird zur Last gelegt, geheime Informationen über Russlands militär-industriellen Komplex für US-Stellen gesammelt zu haben.

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