Nach Absturz: 181 Opfer geborgen

Die Absturzstelle nahe der Stadt Grabowo in der Ostukraine.
Wer hat die Boeing 777 abgeschossen? Moskau beschuldigt Kiew, Kiew beschuldigt die Rebellen und Moskau.

Nach dem Absturz einer Boeing 777 der Malaysia Airlines über der Ukraine haben Rettungskräfte einen großen Teil der Leichen gefunden. Bis Freitagmittag seien 181 Tote geborgen worden, teilte das ukrainische Außenministerium nach Angaben der Agentur Interfax mit.

Nach Absturz: 181 Opfer geborgen
Die Maschine war als Flug MH17 um 12.15 Uhr von Amsterdam mit dem Ziel Kuala Lumpur gestartet. Insgesamt kamen dabei 298 Menschen ums Leben. Unter den Absturzopfern waren 173 Niederländer, 27 Australier, 44 Malaysier, 12 Indonesier, 9 Briten, vier Deutsche, vier Belgier, drei Filipinos, ein Kanadier und ein Neuseeländer. Bisher gab es keine Berichte über österreichische Opfer, allerdings war die Nationalität der weiteren Passagiere vorerst unklar.

Rettungskräfte erreichten am Abend das Wrack des Flugzeugs in der Nähe der Ortschaft Grabowo. "Die Arbeiten werden davon erschwert, dass die Trümmer in großem Umkreis verstreut sind", sagte der Sprecher des ukrainischen Notfalldienstes, Sergej Botschkowski. Zudem seien bewaffnete Separatisten in der Nähe. Möglicherweise könnte sich die Lage erleichtern, da die Separatisten am Freitag eine zwei- bis viertägige Waffenruhe ankündigten. Nachdem die Rebellen angeblich die Blackbox gefunden haben, wollen sie sie zur Evaluierung nach Moskau übermitteln. In den Morgenstunden des Freitag wurde zudem ein zweiter Flugschreiber gefunden.

Bilder von der Absturzstelle

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NETHERLANDS MALAYSIA AIRLINES PLANE CRASH
Nach Absturz: 181 Opfer geborgen

A general view shows the site of a Malaysia Airlin
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Emergencies Ministry member works at the site of a
Nach Absturz: 181 Opfer geborgen

Site of a Malaysia Airlines Boeing 777 plane crash
Nach Absturz: 181 Opfer geborgen

Site of a Malaysia Airlines Boeing 777 plane crash
Nach Absturz: 181 Opfer geborgen

Armed pro-Russian separatist stands at a site of a
Nach Absturz: 181 Opfer geborgen

Site of a Malaysia Airlines Boeing 777 plane crash
Nach Absturz: 181 Opfer geborgen

Emergencies Ministry members walk at at the site o
Nach Absturz: 181 Opfer geborgen

NETHERLANDS UKRAINE PLANE CRASH

AUA streicht Flüge

Einige Fluggesellschaften reagierten umgehend auf das Unglück und änderten ihre Flugrouten nach Asien. Inzwischen wurde der Luftraum über der Ostukraine gesperrt. Bei der AUA (Austrian Airlines) sind deshalb am Freitag vier Flugzeuge am Boden geblieben. AUA-Sprecher Peter Thier teilte der APA mit, dass die Airline heute in der Früh zwei Flüge in die Ukraine - nach Kharkiv sowie Dnepropetrowsk - gestrichen hat. Ebenso musste die AUA aufgrund der Sperre zwei Flüge nach Russland (Krasnodar und Rostow) aus dem Programm nehmen. Die Maschinen wären ansonsten alle am frühen Vormittag von Wien-Schwechat gestartet. Am Abend hatten bereits mehrere Fluggesellschaften, darunter die AUA, mitgeteilt bei Überflügen ab sofort den ukrainischen Luftraum großflächig zu umfliegen. Das betrifft bei der AUA die Langstreckenflüge nach Tokio, Bangkok und Neu Delhi.

Wer feuerte Rakete ab?

Ob es sich tatsächlich um einen Abschuss handelt, ist nicht bestätigt. Prorussische Rebellen und die ukrainischen Streitkräfte machten sich gegenseitig für den Absturz verantwortlich. Bei der infrage kommenden Rakete habe es sich um eine Boden-Luft-Rakete gehandelt, berichtete die New York Times unter Berufung auf namentlich nicht genannte Experten der US-Regierung. Der Satellit liefere aber keine Informationen, wo genau die Rakete abgefeuert wurde. Experten von Militär und Geheimdienst seien aber dabei, mit Hilfe von mathematischen Formeln und Hochgeschwindigkeits-Computern, den genauen Ursprungsort der Rakete zu ermitteln. Andere Experten arbeiteten mit ukrainische Behörden zusammen, um Trümmerteile der Rakete und des Flugzeuges zu untersuchen.

Ein Berater des ukrainischen Innenministeriums sprach davon, dass die Rakete wahrscheinlich von einem Buk-Flugabwehrsystem stammt. Das in den 1980er-Jahren von sowjetischen Militärs entwickelte Lenkwaffen-System kann Ziele in Höhen bis zu 25.000 Metern treffen.

Der selbst ernannte Premier der nicht anerkannten "Volksrepublik Donezk", beteuerte nach dem Absturz, die pro-russischen Kämpfer hätten gar keine solche Abwehrwaffen. Allerdings hatten die Separatisten davor mehrfach zugegeben, ukrainische Kampfjets, Transportmaschinen und Hubschrauber abgeschossen zu haben. Unbestätigten Berichten zufolge haben sie zudem jüngst behauptet, ein Buk-Abwehrsystem erbeutet zu haben. Die ukrainischen Behörden gehen inzwischen auch davon aus, dass die Aufständischen kein Buk-System zur Verfügung haben. Für Kiew könnte die Spur daher direkt nach Moskau führen.

Nach der Tragödie sprach US-Vizepräsident Joe Biden von einem Abschuss der Maschine. Der Absturz sei "kein Unfall", die Maschine sei "vom Himmel geholt worden", sagte Biden nach Angaben des TV-Senders MSNBC in Detroit. Das entspricht der Einschätzung des US-Geheimdienstes, der von einem Raketenbeschuss ausgeht. Die Washington Post zitierte einen namentlich nicht genannten Geheimdienstbeamten.

Abschuss aus Versehen?

Möglich ist auch, dass die pro-russischen Rebellen die MH17 mit einem Militärflugzeug verwechselt haben: Der Verteidigungsminister der "Volksrepublik Donezk" soll kurz vor Bekanntwerden des Absturzes gepostet haben, dass die Rebellen erneut einen Armeejet abgeschossen hätten. Nach Bekanntwerden des Absturzes sind diese Einträge gelöscht worden.

Zudem veröffentlichte der Sicherheitsdienst der Ukraine den Mitschnitt eines angeblichen Telefonats der russischen Separatisten mit Militärs in Russland, die über das abgeschossene Flugzeug sprechen. Das Ganze wurde von der Botschaft der Ukraine veröffentlicht. Eine noch gestern veröffentlichte Übersetzung können Sie hier nachlesen.

Sondersitzung in Wien

Zahlreiche Staats- undRegierungschefs sowie internationale Organisationen eine fordern eine unabhängige Untersuchung. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen will sich in einer eilig einberufenen Sondersitzung mit dem Flugzeugabsturz in der Ukraine befassen. Auch die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) berät am Freitag in Wien. Derzeit sind OSZE-Beobachter auf dem Weg zur Unfallstelle.

Malaysia fordert Bestrafung der Täter

In einem Telefonat mit seinem ukrainischen Kollegen Petro Poroschenko sagte US-Präsident Obama, am Ort des Absturzes dürfe nichts verändert werden, bis internationale Experten "alle Aspekte der Tragödie" untersuchen können. Zugleich sicherte der US-Präsident sofortige Hilfe von US-Experten zu, teilte das Weiße Haus weiter mit.

Malaysias Ministerpräsident Najib Razak fordert ebenfalls eine lückenlose Aufklärung. Sollte es sich um einen Abschuss gehandelt haben, müssten die Verantwortlichen bestraft werden, verlangte er in der Nacht zum Freitag in Kuala Lumpur.

Poroschenko sprach von einem "terroristischen Akt". Er warf den Separatisten vor, die Boeing abgeschossen zu haben - wie zuletzt mehrere ukrainische Militärflugzeuge. Die ukrainische Luftwaffe habe mit der Tragödie nichts zu tun, so der Präsident, der umgehend eine Untersuchungskommission bilden ließ und nun Schutz vor dem "Aggressor" Russland verlangt.

Russlands Präsident Wladimir Putin gab der Ukraine indirekt die Schuld. Die schreckliche Tragödie wäre nicht passiert, wenn es in der Ostukraine keinen Krieg gebe, sagte der Kremlchef.

Der australische Ministerpräsident Tony Abbott machte am Freitag prorussische Separatisten für den Absturz verantwortlich. Es sehe so aus, dass "von Russland unterstützte Rebellen" hinter dem Abschuss stünden. Infolgedessen hat Australien am Freitagvormittag den russischen Botschafter ins Außenministerium zitiert. Abbott fordert zudem eine UN-Resolution.

Der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte sprach von einem "tiefschwarzen Tag". "Dies ist möglicherweise das schwerste Flugzeugunglück der niederländischen Geschichte." In erster Linie gelte alle Aufmerksamkeit nun den Hinterbliebenen, sagte der Premier.

Österreichs Außenminister Sebastian Kurz twitterte: "Mein Mitgefühl gilt den Angehörigen der Opfer des Flugzeugabsturzes (möglicherweise Abschusses) in der Ukraine."

Der Absturz hat auch wirtschaftliche Konsequenzen. Mehr dazu lesen Sie hier.

Nach dem mutmaßlichen Abschuss einer Passagiermaschine mit 298 Menschen an Bord über der umkämpften Ostukraine bleibt fürs Erste vieles unklar. dpa bündelt die wichtigsten Fragen zur Tragödie:

WER WAR ES? In dem seit Wochen andauernden Konflikt in der Ostukraine gibt es drei beteiligte Seiten: die prorussischen Rebellen, die prowestliche Führung in Kiew sowie Russland. Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko sprach von einem "terroristischen Akt". Er warf den Separatisten vor, die Boeing abgeschossen zu haben - wie zuletzt mehrere ukrainische Militärflugzeuge. Moskau wiederum gibt Kiew die Schuld an der Eskalation der Lage in der Ostukraine.

KANN MAN DIE TÄTER ÜBERFÜHREN? US-Experten gehen davon aus, dass es eine Boden-Luft-Rakete war, die das Flugzeug in der Reiseflughöhe von 9100 Meter traf. Anhand von Satelliten-Aufnahmen lasse sich bisher nicht feststellen, wo genau die Rakete abgefeuert wurde. Fachleute von Militär und Geheimdienst sind aber nach US-Medienberichten dabei, mit Hilfe von mathematischen Formeln und Computern, den genauen Ursprungsort der Rakete zu ermitteln.

WER HAT ÜBERHAUPT DIE WAFFEN FÜR EINEN SOLCHEN ANGRIFF? Die Separatisten hatten zuletzt mehrfach zugegeben, ukrainische Kampfjets, Transportmaschinen und mehrere Hubschrauber abgeschossen zu haben. Allerdings dürften alle getroffenen Maschinen deutlich niedriger als die Boeing 777-200 geflogen sein. Nach unbestätigten Berichten haben die Aufständischen behauptet, ein Buk-Flugabwehrsystem im Verlauf der Kämpfe erbeutet zu haben. Das in den 80er-Jahren von der sowjetischen Militärindustrie entwickelte Lenkwaffen-System Buk (Buche) kann Ziele in Höhen bis zu 25.000 Metern treffen.

WIESO FLOG MH17 ÜBER DAS KONFLIKTGEBIET? Der Überflug von Konfliktgebieten wie etwa der Ostukraine durch Passagiermaschinen ist nach Angaben der Vereinigung Cockpit nicht unüblich. Das Vorstandsmitglied Markus Wahl sagte der Nachrichtenagentur dpa, so werde zum Beispiel im täglichen Betrieb der Irak und Afghanistan überflogen. Selbst im eskalierten Nahost-Konflikt fliegen internationale Fluggesellschaften weiterhin Tel Aviv an, obwohl die Stadt seit Tagen massiv mit Raketen aus dem Gazastreifen angegriffen wird. Manche sind da vorsichtiger: "Korean Airlines" teilte laut Itar-Tass mit, seit Monaten nicht mehr über die Ostukraine zu fliegen.

WER LEITET DIE UNTERSUCHUNG ZUR AUFKLÄRUNG DES VORFALLS? Rein rechtlich ist es Aufgabe der ukrainischen Regierung, den Vorfall auf ihrem Staatsgebiet aufklären zu lassen. Allerdings ist die prowestliche Führung in Kiew selbst in den seit Monaten andauernden Konflikt im Osten des Landes involviert. Wohl auch deshalb haben US-Präsident Barack Obama, die deutsche Bundesregierung und auch die NATO eine internationale Untersuchung gefordert. Wer diese leiten könnte, ist noch unklar.

Das Flugzeug der Malaysian Airlines mit 298 Menschen an Bord, das über dem Osten der Ukraine möglicherweise von einer Boden-Luft-Rakete getroffen wurde, ist nicht die erste zivile Maschine, die in den vergangenen Jahren abgeschossen wurde. Dabei gab es hunderte Tote:

23. März 2007: Eine Iljuschin einer weißrussischen Fluggesellschaft wird von einer Rakete kurz nach ihrem Start in der somalischen Hauptstadt Mogadischu getroffen, wo ein Bürgerkrieg tobt: Bei dem Absturz kommen elf Menschen ums Leben, an Bord waren weißrussische Ingenieure und Techniker.

4. Oktober 2001: Eine Tupolew-154 der russischen Fluglinie Sibir, die auf der Linie zwischen Tel Aviv in Israel und dem sibirischen Nowosibirsk fliegt, explodiert über dem Schwarzen Meer rund 300 Kilometer von der Halbinsel Krim entfernt. 78 Menschen - die meisten Israelis - kommen ums Leben. Eine Woche später gibt Kiew zu, dass die Katastrophe auf den irrtümlichen Abschuss einer ukrainischen Rakete zurückzuführen ist.

3. Juli 1988: Ein Airbus A300 der staatlichen Fluglinie Iran Air wird kurz nach seinem Start im südiranischen Bandar Abbas von zwei Raketen getroffen, die von einem US-Militärschiff aus abgefeuert wurden. 290 Menschen, die nach Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten fliegen wollten, kommen ums Leben. Die Besatzung der Fregatte "USS Vincennes" gibt später an, sie habe den Airbus für einen feindlichen, iranischen Jagdbomber gehalten.

Nacht vom 31. August zum 1. September 1983: Eine Boeing 747 der südkoreanischen Airline KAL wird von sowjetischen Kampfflugzeugen über der Insel Sachalin abgeschossen, nachdem sie von ihrer Flugroute abgewichen ist. Die 269 Menschen an Bord kommen ums Leben. Moskau erkennt seine Schuld fünf Tage später unter internationalem Druck an.

27. Juni 1980: Eine DC9 der italienischen Fluggesellschaft Itavia mit 81 Menschen an Bord explodiert während des Fluges in der Nähe der Insel Sizilien. Die genauen Umstände der Katastrophe werden nie geklärt, doch wird stark angenommen, dass eine Rakete irrtümlich von US-Jagdflugzeugen oder französischen Militärmaschinen abgeschossen wurde, die die DC9 auf ihrem Weg von Bologna nach Palermo für eine libysche Maschine hielten.

21. Februar 1973: Eine Boeing 727 der libyschen Fluglinie Libyan Arab Airlines auf dem Weg von Tripolis nach Kairo in Ägypten wird über der Sinai-Halbinsel von israelischen Jagdflugzeugen abgeschossen. 108 der 112 Menschen an Bord werden getötet. Das Flugzeug war von seiner Route abgekommen, und der Pilot hatte sich geweigert, zu landen.

Die Luftlinie wird von dem Portal AirSafe.com seit 1970 mit drei schweren Abstürzen gelistet:

1977 sei eine entführte Maschine in der Nähe von Johor an der Grenze zu Singapur explodiert. Alle 100 Menschen an Bord seien ums Leben gekommen.

1995 sei eine Maschine bei der Landung im malaysischen Tawau verunglückt. Sie sei über die Landebahn hinausgeschossen. 34 der 53 Menschen an Bord seien ums Leben gekommen.

Im März 2014 verschwand eine Boeing 777-200 auf ihrem Flug von Kuala Lumpur nach Peking spurlos. Von den 227 Passagieren und 12 Besatzungsmitgliedern an Bord von Flug MH370 fehlt bis heute jede Spur. Trotz einer äußerst aufwendigen und umfangreichen Suche in mehreren vermuteten Flugkorridoren konnte bisher weder der Flugschreiber noch ein Teil der Maschine gefunden werden.

Vorläufer der Malaysia Airlines gehen auf die britische Kolonialzeit zurück. 1937 fanden erste Flüge zwischen Penang und Singapur statt. Seit 1972 fliegt Malaysia Airlines in der jetzigen Form. Sie befördert nach eigenen Angaben täglich 37 000 Passagiere zu 80 Zielen im In- und Ausland. Im Jahr seien das mehr als 13 Millionen Passagiere. Die Flotte besteht nach diesen Angaben aus mehr als 80 Flugzeugen der Typen Boeing 747-400, Boeing 777-200, Airbus 330-300, Airbus 330-200, Boeing 737-800 und Boeing 737-400 sowie Airbus A380-800

Seit einem Jahr ist Malaysia Airlines Mitglied des Flugverbundes Oneworld Alliance, einem Konkurrenten der Star Alliance um Lufthansa.

Das Jahr 2014 wird wohl als annus horribilis in die Geschichte der Malaysian Airlines eingehen. Wochenlang beherrschte die nationale Fluglinie die Schlagzeilen der Welt, nachdem im März eine Passagiermaschine am Weg von Kuala Lumpur nach Peking spurlos verschwand und bis heute nicht gefunden wurde. Malaysian Airlines wurde stark kritisiert, die Informationspolitik war spärlich und intransparent - man wollte sich keine Schuld eingestehen. Für die Angehörigen der Passagiere eine unzumutbare Belastung.

Nun verlor die Fluglinie eine Maschine gleichen Typs - eine Boeing 777-200 mit rund 300 Menschen an Bord. Und es werden freilich Fragen laut, wieso das Flugzeug - so es ein Abschuss war - überhaupt getroffen werden konnte; wie es möglich war, dass die Boeing über ein so konfliktreiches Gebiet flog.

Es gibt keine allgemeingültigen Regeln, wann Krisenregionen zu komplett gesperrten Flugzonen erklärt werden. Doch ist dies nun der dritte Fall binnen kurzer Zeit, dass über der Ostukraine Flugzeuge abgeschossen wurden. Bei den beiden vorigen Vorfällen handelte es sich um ukrainische Militärflugzeuge, die von den Separatisten heruntergeholt wurden.

Luftraum war nicht gesperrt

Bis Freitag Früh aber blieb der Flugraum über dem Gebiet offen. Auch Malaysia Airlines meinte, der Fluggesellschaft sei kein Vorwurf zu machen. Regierungschef Najib Razak hatte nach dem Absturz betont, die Flugroute von Malaysia Airlines MH17 sei von der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) vorab für sicher erklärt worden.

Andere Linien hingegen meiden schon seit Wochen das Gebiet. Die koreanischen Airlines Korean Air und Asiana sowie die australische Fluglinie Qantas leiteten ihre Flüge nach eigenen Angaben bereits nach der Annexion der Schwarzmeer-Halbinsel Krim durch Russland im März um.

Die AUA-Mutter Lufthansa wiederum teilte auch erst am Donnerstagabend mit, sie habe "entschieden, von sofort an den ukrainischen Luftraum weiträumig zu umfliegen". Auch Frankreich, Großbritannien und die US-Luftfahrtbehörde FAA forderten Fluggesellschaften nach dem Absturz dazu auf, den Luftraum über der Ukraine zu meiden. Die US-Luftfahrtbehörde verbot am späten Donnerstag Abend amerikanischen Maschinen das Überfliegen der Ostukraine.

Dennoch muss festgestellt werden, dass Flugreisen nach wie vor eine der sichersten Arten der Fortbewegung sind. 2013 gab es im Vergleich zu Tausenden Opfern im Straßenverkehr "nur" 210 Tote in der Internationalen Luftfahrt, wie die Welt berichtet. Auch die Boeing 777-200ER (ER = Extendend Range) gilt als sehr sicher. Der Typ fliegt seit 1997 im kommerziellen Dienst. Das von einem US-Sicherheitsanalysten gegründete Portal airsafe.com führt nur wenige Zwischenfälle auf.

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